: Unterstützung für Rabbi
Die Entlassung des liberalen Rabbis Walter Rothschild ist heftig umstritten. Synagogenvorstand protestiert mit offenem Brief. Rothschild selbst will klagen
Die Entlassung des liberalen Rabbiners Walter Rothschild spaltet die Jüdische Gemeinde. In einem gestern veröffentlichten Brief an den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama, setzten sich Vorstandsmitglieder der Synagoge in der Rykestraße in Prenzlauer Berg für den Verbleib des Rabbiners mit „hervorragenden Qualitäten“ ein. „Rothschild hat sich nichts zu Schulden kommen lassen und schon gar nicht irgendetwas getan oder gesagt, was eine Entlassung aus dem Dienst rechtfertigen könnte“, heißt es in dem Schreiben. Rothschild selbst will gegen seine Entlassung klagen.
In die Synagoge Rykestraße, die größte der Stadt, kommen zu 80 bis 90 Prozent Juden, die erst in den vergangenen Jahren aus der früheren Sowjetunion zugewandert sind. Rothschild habe sich bestens auf diese Menschen einstellen können, sagte Synagogenvorstand Hans A. Rosenthal als einer der Mitunterzeichner. Rothschilds Art, wie er religiöse Dinge anspreche, sei zwar mitunter provokativ und das passe manchem nicht. Das sei jedoch kein Entlassungsgrund.
Rothschilds Kritiker finden sich vor allem in der Synagoge Pestalozzistraße. Dort war ihm schon seit längerem verboten worden, zu predigen. Beter warfen ihm unter anderem die Nichtbeachtung liturgischer Regeln vor. Zudem provoziere er die Gemeinde sowie die Öffentlichkeit durch Tabubrüche, wurde kritisiert.
Die Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde hatte Mitte Februar bei zwei Stimmenthaltungen die Kündigung Rothschilds beschlossen. Sie kam für den 45-jährigen Rabbiner „völlig überraschend“.
Er hatte unter anderem am Londoner Leo- Baeck-College studiert. Seine Eltern waren während der NS-Zeit aus Deutschland nach England geflohen. Um nach Berlin zu wechseln, hatte er seine Stelle auf der Karibikinsel Aruba vorzeitig aufgegeben. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen