: Gemischte Gefühle für Köhler
USA und Italien reagieren auf neuen deutschen IWF-Kandidaten mit Zurückhaltung. Niederlande und Großbritannien sagen Kanzler Schröder Unterstützung zu
Berlin afp/dpa ■ Präsident Bill Clinton hat nach US-Medienberichten in einem Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder zurückhaltend auf den deutschen Wunsch reagiert, den Osteuropa-Bank-Präsidenten Horst Köhler zum Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu machen.
Nach Darstellung der Washington Post sagte Clinton in dem Telefonat am letzten Samstag, dass er „gemischte“ Bewertungen über Köhler gehört habe. Der Präsident habe dem Kanzler empfohlen, die bisherige Arbeit Köhlers genau unter die Lupe zu nehmen.
Dessen ungeachtet hatte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye am Mittwoch erklärt, der Präsident habe die Nachricht vom neuen deutschen Vorschlag „mit positivem Interesse“ aufgenommen.
Auch Schröder sieht die angestrebte Kandidatur des Deutschen „auf sehr gutem Weg“. Bei einem Treffen mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Wim Kok in Berlin zeigte der sich zuversichtlich, dass Köhler die Mehrheit bei den IWF-Mitgliedern erringen könne. Der ehemalige Finanzstaatssekretär sei „hundertprozentig qualifiziert für diese Aufgabe“, sagte der niederländische Regierungschef. Er hoffe „aus vollem Herzen“, dass auch außerhalb Europas Einstimmigkeit für eine Ernennung Köhlers für den internationalen Spitzenjob erzielt werde.
Auch Großbritanniens Premierminister Tony Blair hat nach Angaben Schröders mittlerweile seine Unterstützung für die Bewerbung des derzeitigen Chefs der Londoner Osteuropa-Bank zugesagt. Darüber hinaus hätten auch Polen und Tschechien Zustimmung zu dem deutschen Vorschlag bekundet.
Italien hingegen zweifelt nach Angaben von Außenminister Lamberto Dini noch daran, ob Köhler die notwendige Statur für den internationalen Spitzenposten hat. Immer häufiger zirkuliert in römischen Regierungskreisen die Parole, wer den IWF-Vorsitz übernehmen wolle, müsse zuvor entweder Ministerpräsident oder wenigstens Minister gewesen sein – eine feinsinnige Abfuhr für Köhler, der es nur zum Staatssekretär im Bonner Finanzministerium gebracht hat.
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