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schnittplatz Raab vor Disqualifikation?

Gemurmelt wurde es in der deutschen Popszene schon, bevor Stefan Raab mit „Wadde hadde dudde da“ die deutsche Vorauswahl zum Grand Prix Eurovision am 13. Mai in Stockholm haushoch gewann: Dass sein Song, oberflächlich wahrnehmbar als Seventiesdiscoschlager, teilweise sehr an das Lied „Say you’ll be there“ der Spice Girls sowie an „Burn Rubber On Me“ der US-Band GAP erinnert. Vorige Woche nun wärmte eine Nachrichtenagentur dieses Gemurmel zu einer Schlagzeile, woraufhin die Bild-Zeitung nachzog und das ihr ohnehin Bekannte auffönte: Droht Stefan Raab die Disqualifikation? Würde also doch die Zweitplatzierte Corinna May mit ihrem Beerdigungsschlager „I believe in God“ zur Fahrkarte in die schwedische Hauptstadt kommen?

Raab wollte die Gerüchte Mitte voriger Woche angelegentlich der „Echo“-Preisverleihung in Hamburg nicht kommentieren. Fest steht vorläufig nur, dass Ralph Siegel, Komponist von „I believe in God“, dem NDR noch nicht zugesagt hat, am 13. Mai in der dreiviertelstündigen Auftaktsendung zum Grand Prix aus dem Hamburger Revuetheater „Tivoli“ (20.15 Uhr) dabei zu sein; womöglich, raunte es gestern aus den Redaktionsstuben der Bild, rechnet er sich aus, doch in Stockholm als Komponist vertreten zu sein. Siegel profitierte bereits 1976 und 1999 von der Relegation zweier Siegertitel. Sicher sind freilich die Eurovisionsregeln: Nicht verboten sind – inzwischen bei vielen Songs übliche – Zitate aus anderen Songs; untersagt ist nur, ein Lied schon vor der Vorauswahl zu veröffentlichen. Und das ist, abgesehen von 500 Promokopien, bei Stefan Raabs „Wadde hadde dudde da“ (seit drei Wochen in den Top-Ten aller einschlägigen Hitparaden) nicht der Fall gewesen. Übermorgen tagt in Stockholm das entscheidende Gremium und berät u. a. auch über eine mögliche Verbannung aus dem Wettbewerbsfeld.

Soweit man vom schwedischen Sender SVT hört, steht einem Start Raabs freilich nichts im Wege. Ebenfalls von dort war zu hören, dass die Diskussion um die plagiierten Passagen aus dem Umfeld Raabs selbst angestiftet wurden: Nur so bleibe man im Gespräch. Der NDR wollte gestern den Vorgang ebenso wenig kommentieren wie Ralph Siegel und Stefan Raab. JAN FEDDERSEN

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