: Stumpfgoldener Boden
■ Zahl der Handwerksbetriebe in Hamburg geht immer weiter zurück
Der Senat weist den Vorwurf aus dem Handwerk zurück, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge würden kleinere Betriebe zugunsten von Generalunternehmern benachteiligt. In der Senatsantwort auf eine große Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion wird zwar eingeräumt, dass allein im Schulbereich 40 Aufträge in dieser Legislaturperiode an Generalunternehmen gegangen sind, doch seien die verpflichtet, „bei der Weitergabe von Leistungen bevorzugt kleine und mittlere Unternehmen als Nachunternehmer zu beteiligen“. Gerade das jedoch funktioniere nicht zufriedenstellend, hatte sich das Hamburger Handwerk beklagt.
Die Zahl der Handwerksbetriebe in der Stadt geht derweil kontinuierlich nach unten. Fast um 800 auf zuletzt 9900 ist die Zahl in den vergangenen zehn Jahren gesunken, wobei die Zahl der Beschäftigten mit 140.000 sogar leicht angestiegen ist. Weniger Unternehmen, dafür aber mehr Pleiten und Abwanderungen: Haben 1989 548 HandwerkerInnen das Handtuch geworfen, waren es 1999 schon 803.
Ausgebildet wird auch längst nicht mehr so viel wie vor einem Jahrzehnt. Die Zahl der Azubis ging von 11.855 (1988) auf 8.596 (1998) zurück. Wobei das Ausbildungstief durchschritten scheint: Die Zahlen steigen seit 1995 wieder an – wenn auch nur leicht. Spitzenreiter sind wie eh und je die FriseurInnen, die KFZ-MechanikerInnen und die Gas- und WasserinstallateurInnen. Hier werden immer noch die meisten Ausbildungsverträge unterzeichnet.
Sorgen bereitet Handwerk und Senat nach wie vor der Frauenanteil. Zwar werden 1700 Handwerksbetriebe in der Stadt inzwischen von Inhaberinnen geführt, doch sowohl diese Zahl, als auch die der weiblichen Azubis und der Frauen im Hamburger Handwerk allgemein – 1998 waren dies zum Beispiel 400 weniger als im Jahr zuvor – sinken eher, als dass sie steigen. Der Senat führt die „hohen körperlichen Belastungen, Schmutz, wenig Teilzeitmöglichkeiten und die Außenseiterrolle“ als Gründe an, warum der Frauenanteil noch so gering ist. Die Frauen selbst, beruft sich der Senat auf eine Infas-Studie, nennen auch die geringen beruflichen Aufstiegschancen und das niedrige Lohnniveau als Motive, das Handwerk eher zu meiden. aha
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