piwik no script img

Nothilfe für Wirbelsturmopfer in Zeiten der Cholera

Madagaskar, von wo aus die Zyklone des Südlichen Afrika ihren Ursprung nahmen, kommt erst jetzt in den Genuss von internationaler Hilfe

BERLIN taz ■ In Mosambik ist das Drama größer, aber auf dem Inselstaat Madagaskar ist die Hilfe für die Opfer der Wirbelstürme „Eliane“ und „Gloria“ schwieriger. Mehrere hundert Tote, 10.000 Obdachlose und 560.000 auf Nahrungsmittelhilfe angewiesene Menschen meldete die Regierung nach dem Durchzug der beiden Zyklone, die erst Teile von Madagaskar verwüsteten, bevor sie ins Südliche Afrika weiterzogen. Die betroffenen Regionen im Norden der Insel von der Größe Frankreichs verfügen über fast gar keine Infrastruktur und sind extrem schwer zu erreichen.

Anders als in Mosambik hat das gebirgige Madagaskar kaum lang andauernde Überschwemmungen erlebt, sondern die Flusspegel sanken genauso schnell wie sie gestiegen waren. Doch die Stürme haben die Felder zerstört, auf denen über eine halbe Million Menschen kümmerlich überlebten. Sie sind jetzt von Langzeithilfe abhängig.

Es dauerte in Madagaskar noch viel länger als in Mosambik, bevor internationale Hilfe kam. Der Wirbelsturm „Eliane“ überquerte die Insel am 18. Februar, „Gloria“ folgte am 2. März. Aber erst am 9. März begannen überhaupt die ersten Hilfsflüge. Seit Montag sind nun französische Hilfsteams im Nordosten Madagaskars aktiv. Sie versuchen, aus Hubschraubern das Ausmaß der Schäden festzustellen.

Dass die Hilfe so langsam anlief, mag auch daran liegen, dass Madagaskars Regierung zu Nichtregierungsorganisationen ein schwieriges Verhältnis hat. Das Regime von Präsident Didier Ratsiraka, der von 1975 bis 1993 als marxistischer Diktator regierte und seit 1998 wieder als gewählter Präsident amtiert, verdarb es sich zu Jahresanfang mit dem lokalen Roten Kreuz und mit Ärzte ohne Grenzen, deren Schweizer Sektion das Land verließ, als ihr die Erlaubnis für Vorsorgeprogramme gegen Cholera verwehrt wurde. In Madagaskar wütet seit einem Jahr eine Choleraepidemie, die nach offiziellen Angaben über 1.000 Tote gefordert hat und sich jetzt wegen der sturmbedingten Trinkwasserknappheit wahrscheinlich noch schneller ausbreiten wird.

Während nun die Hilfsorganisationen eintreffen, hat sich Präsident Ratsiraka nach Frankreich begeben, wo seine Frau zum Arzt muss. Aus Ärger über die Regierung traten derweil Madagaskars Beamte am Montag in einen zunächst auf drei Tage angesetzten Streik. Es spricht gegen die Effizienz des madegassischen Staates, dass laut Zeitungsberichten der Streik bisher keinerlei Auswirkungen auf die Arbeit der Ministerien gehabt hat. D.J.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen