: „Kein Kompromiss“
Marc Lauwers, Chef der Chocolaterie Duval in Brüssel
taz: Warum sind die belgischen Pralinen- und Schokoladenhersteller eigentlich so vehement gegen die neue Richtlinie?
Marc Lauwers: Belgien ist das Land der Schokolade. Wir wollen unser Qualitätsprodukt behalten. Wir wollen nicht unser Image als Kunsthandwerker verlieren. Wir werden nicht unsere Marke und unser Qualitätslabel ruinieren, um bei den Produktionskosten ein paar Pfennige einzusparen.
Sie können doch Ihr Produkt mit einem Aufkleber zu versehen: Hergestellt nur mit Kakaobutter.
Das haben wir auch vor: Fettanteil 100 Prozent Kakaopulver und Kakaobutter.
Schmeckt man den Unterschied?
Diese fünf Prozent Fremdfette machen für die Qualität keinen großen Unterschied. Man muss wirklich ein Experte mit ganz feiner Zunge sein, um das festzustellen. Aber wenn wir uns gegen die fünf Prozent nicht wehren, wo ziehen wir dann die Grenze? In ein paar Jahren wird man Ihnen Kaugummi verkaufen und Schokolade draufschreiben.
Der belgische EU-Abgeordnete Paul Lannoye hat Kompromissvorschläge gemacht. Würden Sie denen zustimmen?
Ich bin gegen jeden Kompromiss. Es geht doch nicht nur um die Schokolade. Bei allen Lebensmitteln gibt es eine europäische Angleichung auf niederem Niveau.
Ist die Richtlinie in Ihren Augen ein Sieg der großen Konzerne und gegen die kleinen Unternehmer?
Das ist ein sehr harsches Urteil. Ich will das gar nicht ideologisch sehen. Aber sicher ist: Von der neuen Direktive profitieren die großen Unternehmen. Für sie ist es interessant, ihre Produktionskosten zu senken. Für kleine kunsthandwerkliche Betriebe wie unseren bringt es nichts.
INTERVIEW:
DANIELA WEINGÄRTNER
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