: Volle Lotte Natur gewinnt
■ Bioland und NABU prämieren den Naturschutzhof des Jahres 2000 und Verbindung von Mensch, Betrieb und Natur sind entscheidene Kriterien
Schweissgebadet wacht Bauer Piepenbrink auf. Im Traum ist ihm sein alter Hof erschienen. Traurig hat er ausgesehen, leb- und lieblos, eine kahle Betonfläche, steril und kalt. Ein Blick aus dem Fenster beruhigt ihn: Der Wind raschelt durchs Gras der Blumenwiese und am Teich sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Beruhigt schläft Piepenbrink wieder ein. So kann er sich für den „Naturschutzhof des Jahres“ bewerben. Diese Hobby-Landwirte wird er besiegen.
„Zahnärzte und Architekten mit Galloways sind eher die Ausnahme. Das Gros unserer Mitglieder sind ganz normale Höfe,“ erzählt der Geschäftsführer von Bioland Niedersachsen. Er hofft auf eine rege Beteiligung der „Normalbauern“ am diesjährigen Wettbewerb „Naturschutzhof des Jahres“, der vom Anbauverband Bioland und der Naturschutzorganisation NABU ausgeschrieben wird, um Landwirte dazu anspornen, den Naturschutz auf ihren Höfen zu verbessern. Dabei spielt auch Werbung für den ökologischen Landbau eine Rolle.
In Niedersachsen und Bremen gibt es 318 Bioland-Höfe (Stand 1999) sowie 138 Betriebe, die sich in Verbänden wie Demeter, Naturland und Ökosiegel organisiert haben. Hinzu kommen ungefähr 300 weitere landwirtschaftliche Betriebe, die den Anforderungen des ökologischen Landbaus genügen.
Für den Wettbewerb können sich alle bewerben – unabhängig davon, ob sie bereits einem Verband angehören. „Nicht nur ,Naturschutz Profis' sind angesprochen,“ heißt es in der Ausschreibung. Nach einer Vorauswahl anhand der schriftlichen Unterlagen reist die vierköpfige Jury über Land, um sich vor Ort von den „Naturschutzleistungen im ökologischen Landbau“ zu überzeugen. „Wichtig ist dabei vor allem das Gesamtbild“, so Geschäftsführer Gabriel. Zwar gäbe es einen Kriterienkatalog, der aber nicht allein ausschlaggebend sei. „Wir haben uns bewusst gegen ein Punktesystem entschieden. Uns kommt es auf die Verbindung von Mensch, Betrieb und Natur an. Außerdem bewerten wir den Prozess: Wo sind die Betriebe gestartet? Wo sind sie jetzt?“ erläutert Gabriel. Besonderes Augenmerk richtet die Jury auf die Vielfältigkeit der Lebenswelt: Tummelt sich außer Kühen und Schweinen noch anderes Viehzeug auf dem Hof? Ein weiteres Kriterium sei die Einbindung in regionale Kreisläufe: Inwiefern tragen die Betriebe zu einer ökologisch orientierten Regionalentwicklung bei? Wird die Stalltür für VerbraucherInnen geöffnet? Ist die Hoffläche „quadratisch, praktisch, gut,“ oder bietet sie „offenen Boden mit Schlammpfützen“, Blumenwiese oder einen „alten Hausbaum“? Auch Ressourcenschutz durch energiesparende Maßnahmen und alternative Energie-Erzeugung spiele eine Rolle.
„Naturschutz müsse auf vielfältige Weise geschehen,“ fasst Gabriel die Kriterien zusammen. „Es reicht nicht, nur Nistkästen aufzustellen“. Eiken Bruhn
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