: Vage Hoffnung auf Heim-Effekt
Werder Bremen wähnt sich nach dem 0:2 gegen Arsenal London im Hinspiel des Uefa-Cup-Viertelfinales noch im Rennen und glaubt an ein neues Mirakel im Weserstadion
LONDON taz ■ Trippelnd kam Werder Bremens Verteidiger Mike Barten nach dem Match aus der Umkleidekabine. Ein paar Sekunden später war er schon wieder auf dem Weg zurück. „The coach is not here“, hatte ihm ein Ordner gesagt. Barten schaute zunächst etwas entgeistert, als würde er denken: Was interessiert mich, wo der Coach ist, ich will zum Mannschaftsbus. Aber dann wurde klar, dass „Coach“ im Englischen nicht nur Trainer, sondern eben auch Bus bedeutet. Doch der war noch nicht da: Der SV Werder musste noch ein bisschen länger im Stadion seiner Niederlage verweilen.
Man kann sich bei den Bremern nicht sicher sein, ob das 0:2 gegen Arsenal London im Viertelfinal-Hinspiel des Uefa-Cups nicht der Grundstein für ein großes Abenteuer im Rückspiel war: Gegen Lyon (0:3) und Parma (0:1) haben sie bereits zweimal Auswärtsniederlagen im Weserstadion wettgemacht.
Endgültige Rückschlüsse aus der Londoner Vorstellung wären also voreilig. Doch für sich betrachtet, gab die Partie dem Bundesligafünften einen realistischen Einblick, wo er in Europa steht: immer noch einen deutlichen Schritt hinter den Besten. „Ihr braucht uns nicht hochjubeln, wenn wir in der Bundesliga Gegner wie Freiburg schlagen, aber ihr braucht uns jetzt auch nicht verdonnern, weil wir gegen Arsenal verloren haben “, sagte Andreas Herzog.
Die Schwächeanfälle der Werder-Abwehr waren dabei eher uncharakteristisch, denn ansonsten stand die Verteidigung ordentlich, vom majestätisch ruhigen Dieter Eilts im Mittelfeld gut unterstützt. Der ganze Unterschied wurde deutlich, wenn Werder am Ball war: Sie wussten nicht, wohin damit. Die Aggressivität der Londoner hatte das Bremer Mittelfeld ziemlich eingeschüchtert.
„Wie die in die Zweikämpfe reingehen, da denkst du dir: ,Ja, Hallo‘, und beim nächsten Mal ziehst du dein Bein zurück“, sagte Herzog. „Die Engländer sagen, das sei Männersport, aber ich fürchtete eher, dass mir einer dreimal das Schienbein bricht.“ Torhüter Frank Rost entgegnete: „Wie Arsenal in die Zweikämpfe ging, das fand ich super: Einer wie ihr Verteidiger Tony Adams, der haut sich mit dem ganzen Körper rein – aber immer fair.“
Doch der Abend erinnerte auch daran, wie weit der Verein in diesem Jahr gekommen ist. „Letztes Jahr um diese Zeit waren wir 15. in der Bundesliga, messt uns auch daran“, sagte Trainer Thomas Schaaf. Und gegen Ausnahmespieler wie den Franzosen Patrick Viera spielen zu dürfen, sei für den SV Werder eine Belohnung für die Streiche gegen Lyon und Parma.
Nichtsdestotrotz wurden nachts im Stadion Highbury, als der Bus auf sich warten ließ, Pläne für einen Coup im Rückspiel geschmiedet. „Ein 2:0-Sieg und es dann mal im Elfmeterschießen versuchen“, schlug Vereinspräsident Jürgen Born vor.
RONALD RENG
FC Arsenal London: Seaman - Dixon, Adams, Grimandi, Luzhny - Parlour (67. Overmars), Vieira, Ljungberg, Silvinho - Bergkamp (67. Kanu), Henry (76. Suker)Werder Bremen: Rost - Tjikuzu, Barten, Baumann, Wiedener - Frings, Dabrowski, Eilts, Herzog, Bode - Ailton (83. Schierenbeck) Zuschauer: 38.000, Tore: 1:0 Henry (22.), 2:0 Ljungberg (76.)
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