: Angeschlagen, aber erfolgreich
Die Handballer vom THW Kiel haben nach dem 32:21-Sieg im Hinspiel der Champions League gegen Badel Zagreb die Finalspiele gegen den FC Barcelona vor Augen
HAMBURG taz ■ Der Weg ins Champions-League-Finale ist geebnet. Alle Bedenken der THW-Verantwortlichen, der Umzug von der Kieler Ostseehalle nach Hamburg könne den Heimvorteil schmälern, waren spätestens in der zweiten Spielhälfte gegenstandslos geworden.
4.500 begeisterte Fans, darunter eine Handvoll weniger enthusiastische Handballanhänger vom Balkan, kamen mit Fähnchenschwenken und La-Ola-Wellen fast nicht mehr nach, als der THW innerhalb von nur acht Minuten von 14:11 auf 20:13 davonzog. Am Ende stand es 32:21. Selbst routinierte kroatische Spieler wie Saracevic und Bilic wurden von der allgemeinen Hektik ihres Teams angesteckt.
Zahlreiche Angriffe wurden nach zwei bis drei Pässen völlig unvorbereitet abgeschlossen und der THW zu seinen mittlerweile auch international gefürchteten Tempogegenstößen geradezu eingeladen. Die klassische Variante also, um auswärts unterzugehen.
Entsprechend fiel das Statement von Zdravko Zovko, Trainer von Badel Zagreb und der kroatischen Nationalmannschaft in Personalunion, aus: „Meine Mannschaft hat es nicht verstanden, den Rhythmus aus der ersten Halbzeit in der zweiten zu halten. Wir haben es nicht geschafft, das Spiel ruhig zu gestalten und breit zu machen.“
Ein wenig Hoffnung kam jedoch sowohl bei ihm als auch bei seinem Torwart Andrei Lavrov auf: „Ich kenne die Heimstärke der Kieler aus meiner Zeit in Niederwürzbach noch sehr gut, ich weiß, wie schnell man gegen sie auf diese Weise verlieren kann.“ Und weiter sagte er: „Das Problem ist auch, dass wir in der kroatischen Liga nicht sehr gefordert werden, selbst wenn wir schlecht spielen, gewinnen wir noch mit drei, vier Toren.“
Nicht so gegen Kiel. Der THW agiert derzeit selbstbewusst wie selten zuvor. Sogar Trainer Serdarusic ließ sich direkt nach dem Abpfiff zu einem seltenen Lob hinreißen: „Ich bin stolz darauf, was meine Mannschaft in der zweiten Halbzeit gezeigt hat.“
Doch Manager Schwenker warnt vorm Rückspiel: „Wie wissen, was für eine Atmosphäre in Zagreb herrscht.“ Genährt wird des Trainers und Managers Zuversicht aus gutem Grund. Denn die Spieler des mehrfachen deutschen Meisters scheinen sich allen widrigen Umstände zum Trotz (kleiner Spielerkader, Überbelastung der Akteure) immer noch steigern zu können. Da hat Staffan Olsson trotz eines Nasennebenhöleninfekts noch die zweite Luft für späte Tore, Nenad Perunicic trifft sechsmal, obwohl er sich seit zehn Tagen mit einem eingeklemmten Nerv im Nackenbereich herumplagt.
Bewundernswert auch der Rollentausch von Magnus Wislander (36), der übergangslos vom Rückraumspieler zum Weltklasse-Kreisläufer wurde. Es scheint also diesmal tatsächlich alles auf den ersehnten Einzug ins Champions-League-Finale hinauszulaufen. Dort wird der THW Kiel aller Voraussicht nach auf den FC Barcelona treffen. Barça gewann sein erstes Halbfinale gegen Celje mit 39:25. Und gegen die hat Kiel aus dem vergangenen Jahr noch eine Rechnung offen. ANKE BARNKOTHE
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