: Sichere Visite
Israel und Palästina haben sich intensiv auf Papstbesuch vorbereitet. Jetzt hoffen alle auf katastrophenfreie Tage
JERUSALEM taz ■ Die polizeiliche Operation „Alter Freund“ kommt ins Rollen. Ganze Straßenzüge werden für Tage stillgelegt: Maßnahmen für den Papstbesuch. Von „der größten Sicherheitsaktion, in der Geschichte des Staates“, sprechen Polizeimitarbeiter. Knapp 20.000 Sicherheitskräfte sind für den Besuch abkommandiert worden, Soldaten nicht mitgerechnet. Am Landeplatz des Hubschraubers, der den Papst heute abend vom Flughafen Ben Gurion nach Jerusalem bringen wird, mussten in letzter Minute Hakenkreuzschmiereien entfernt werden.
„Es verlangt ja niemand mehr, als dass es keine Katastrophen geben wird“, kommentierte die auflagenstärkste Tageszeitung Yediot Achronot. Ein bescheidener, aber berechtigter Wunsch. Erst vor wenigen Tagen riss ein Sturm das Dach über der Bühne, auf der der Papst eine Messe vor 100.000 Pilgern halten will. Mit einem Eilentschluss lässt das Kabinett der Stadt Nazareth 15 Millionen Schekel (7,5 Millionen Mark) zukommen, um einen Streik städtischer Angestellter zu beenden. Nazareth drohte ausgerechnet in diesen Tagen im Müll zu ersticken. Mit gemischten Gefühlen sieht der Geburtsort Jesu dem Besuch des „heiligen Vaters“ entgegen, denn der Konflikt um den Bau einer Moschee auf den Vorplatz der Verkündigungskirche ist noch immer nicht gelöst. Der Papst ist erklärtermaßen gegen die Moschee.
Protest kommen aus der jüdisch-orthodoxen Ecke. Das vatikanische Protokoll bat darum, den roten Davidstern von den Ambulanzen zu entfernen, die den Papst begleiten. Der ultraorthodoxe Rabbi Abraham Ravitz von der Partei „Judentum und Thora“ warnt derweil vor Auseinanersetzungen zwischen Juden und Christen. Gleichzeitig forderte er, der Papst solle vor seinem Besuch an der Klagemauer das Kreuz abnehmen.
Die Palästinenser sehen die folgende Visite des Papstes in ihrem Land pragmatischer. Johannes Paul II. – so die Hoffnung des palästinensischen Ministers Feissal Husseini – werde sich für Ostjerusalem als Hauptstadt Palästinas stark machen und außerdem viele Touristen nach Palästina bringen. Wenn der Papst kommt, so die Hoffnung, wird das ein Signal an die christliche Welt sein, dass man sich auch bei den Palästinensern sicher fühlen kann. Die Stadt Bethlehem begrüßt das Oberhaupt der katholischen Kirche per Schrifttafeln: „Das Heilige Land heißt Papst Johannes Paul II. willkommen.“ Die größte Sorge gilt jedoch dem Papst selbst. „Wenn er die Reise bloß gut übersteht“, bangt der israelische Journalist Amnon Abramowitsch. „Sonst heißt es nachher noch, dass wir alle 2000 Jahre einen von ihnen umbringen.“
Sämtliche Krankenhäuser entlang der päpstlichen Reiseroute sind bis ins Details über den Gesundheitszustand von Johannes Paul II. unterrichtet, um, wenn nötig, sofort reagieren zu können. Und auch für die Pilger ist Sorge getragen. Die Krankenhäuser am See Genezareth rechnen mit Hitzeschlägen und Skorpionstichen am Tag der großen Messe. SUSANNE KNAUL
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