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die anderen

Die russische Tageszeitung Wremja hält einen Sieg des amtierenden Präsidenten Wladimir Putin schon im ersten Wahlgang für wahrscheinlich: Wenn man den soziologischen Befragungen glaubt, dann wird Wladimir Putin unser Präsident . . . Seit Dezember hat Putin immer neue Herzen erobert. Und es ist zu bezweifeln, dass sich die russischen Bürger in den noch verbleibenden Tagen von Putin abwenden und wieder – oder erstmals – ihre Liebe zu Sjuganow oder irgendeinem anderen der übrigen zehn Kandidaten entdecken. Auf russische Weise lieben heißt erdulden. Vom früheren Abgott (Jelzin) haben sich die russischen Bürger acht Jahre lang enttäuschen lassen.

Die russische Tageszeitung Sewodnja vermutet bei Putin das Bestreben, sich von Boris Jelzin zu distanzieren: Der amtierende Präsident versucht den Wählern zu beweisen, dass er keinesfalls ein „Nachfolger“, sondern ein selbstständiger Politiker ist, der nicht von dem „bitteren Erbe“ belastet ist. Den Anfang machte Putin in Grosny, wo er ankündigte, dass die russischen Truppen im vergangenen Krieg unnützerweise aus Tschetschenien abzogen und dass „sich das nicht wiederholen wird“. Berücksichtigt man, dass der amtierende Präsident mit Boris Jelzin engste Beziehungen aufrechterhält, so kann diese Taktik nur eines bedeuten: Der Kreml spürt die Realität eines zweiten Wahlgangs.

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