: Lizenz zum Geld verdienen im Visier
HSV darf nach 2:0-Sieg über 1860 München von Chamipons League träumen ■ Von Bernd Müller
Für den Hamburger SV steht das Tor zur Champions League sperrangelweit offen. „Das war mit Sicherheit ein sehr großer Schritt in die richtige Richtung. Wir haben jetzt eine klasse Ausgangsposition“, sagte Team-Manager Bernd Wehmeyer nach den Treffern zum 2:0 gegen den direkten Rivalen 1860 München. Acht Punkte Vorsprung vor den „Löwen“ waren das Ergebnis einer Partie, in der die Spielmacher einen wesentlichen Unterschied ausmachten. Rodolfo Cardoso setzte bei den gut besetzten Hanseaten Glanzlichter, Thomas Häßler blieb unter schwachen Mitspielern bei den Bajuwaren blass.
Der HSV kann sich nach den überraschenden Punktverlusten von Bayern und Bayer eine Mini-Chance ausrechnen, sogar den Titelkampf noch etwas spannender zu gestalten. „Wir dürfen die Zügel natürlich nicht locker lassen. Leverkusen kommt ja noch zu uns, vielleicht haben wir da noch eine Endspiel-Situation“, meinte Wehmeyer bereits vorausblickend auf den 30. April.
In der Chefetage des Clubs werden für alle Fälle bereits (un-)heimliche Etat-Varianten mit der Lizenz zum Geld verdienen in der „Königsklasse“ entworfen. Trainer Frank Pagelsdorf und seine Profis interessiert das zum Tabu erklärte Thema dagegen angeblich auch weiterhin nicht im Geringsten. „Es war wichtig, den Abstand zu vergrößern. Aber wir brauchen 55 Punkte zum internationalen Wettbewerb. Die sind noch nicht erreicht“, meinte der Coach. Genau wie in seinem selbst auf Eis gelegten Vertragspoker übt Torwart Hans-Jörg Butt auch in der Bewertung der Perspektiven Distanz: „Wer zu früh seine Ziele nach oben korrigiert, ist in der Vergangenheit schon oft auf die Schnauze gefallen. Deswegen bleiben wir bescheiden. Wenn uns der UEFA-Cup-Platz nicht mehr zu nehmen ist, dann reden wir über die Champions League.“
Der HSV knüpfte gegen 1860 zunächst an die dürftigen Leistungen der vorigen Spiele an. „Relativ überraschend“ fand Pagelsdorf in der Nachspielzeit der ersten Hälfte deshalb Roy Prägers siebten Saisontreffer. Der Verdienst des Yeboah-Ersatzes und mustergültigen Vorlagengebers Karsten Bäron sei dieses befreiende Tor gewesen, stellte der Coach heraus: „Karsten hilft der Mannschaft mit seiner Spielintelligenz.“ Der Langzeitverletzte stand erstmals seit drei Jahren im eigenen Stadion wieder in der Startformation. Zu Saisonbeginn hatte er noch trübsinnnig orakelt: „Die brauchen mich nicht mehr.“ Zur Pause schied er allerdings mit Wadenprellung aus.
Dem 1:0 folgten eine deutliche Steigerung und rasch das kuriose 2:0: Gäste-Torwart Daniel Hoffmann war von einem Schuss auf die Nase wohl noch etwas benommen, seine missglückte Fußabwehr prallte von Cardoso zu dessen achten Saisontor ins Netz. Pagelsdorf attestierte seinem Team kämpferisch eine tolle Leistung: „Wir haben sehr viele Torchancen herausgespielt. Das zeigt die Stärke der Mannschaft.“ Wehmeyer hob zwei Spieler besonders hervor: „Cardoso hat das Duell im Mittelfeld klar für sich entschieden. Dadurch hatten wir ein klares Übergewicht.“ Überragend als Bewacher von Häßler habe aber auch Niko Kovac agiert: „Er war klarer Punktsieger und hat selbst noch viel für unser Spiel gemacht.“
Löwen-Dompteur Werner Lo-rant schrieb die Niederlage Qualitätsfehlern zu. So hätten vor allem Holger Greilich und Stephan Paßlack beim ersten Gegentor gepennt: „Das darf nicht passieren, dass man so weit weg ist von den Gegenspielern. So haben wir den HSV stark gemacht.“
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