Satire und Poesie

■ Fulminantes Solo: Dario Fos „Johan vom Po entdeckt Amerika“ im Monsun-Theater

Die Bühne des Monsun-Theaters ist leer, nichts deutet darauf hin, dass hier gleich die Geschichte einer Weltumsegelung und die aufregensten Abenteuer berichtet werden sollen. Dann erscheint ein junger Mann im Frack, Hans Chris-toph Michel, mit einem Barhocker unterm Arm. Er zwängt sich zwischen die Stuhlbeine und verharrt dort in Embryostellung. Man hört das Rauschen des Windes, Möwen kreischen, Schiffe tuten: alles aus dem Munde von Johan, der sich schon auf hoher See befindet. Er beginnt den Zuschauern seine Geschichte zu erzählen: Johan vom Po entdeckt Amerika.

Auf der Flucht vor der Inquistion verschlägt es ihn von Italien auf das Schiff von Christoph Columbus. Johan landet in Amerika, wo er statt der Entdeckung einer neuen Welt, die Zerstörung einer alten Kultur erlebt. Er begegnet einem Stamm von Eingeborenen („Bei Gott, hoffentlich haben diese Menschen noch keine Christen kennengelernt, sonst werden sie wild“), wird zu deren Anführer und macht sich mit seinen Anhängern auf gen Süden, von wo aus er die Heimreise antreten will. Um seine „Wilden“ vor den Spaniern zu schützen, lernt er sie kurzerhand als Christen an. Und da sie trotzdem versklavt werden sollen, muss Johan die Besatzer vertreiben.

Dario Fo zimmert sich in diesem grotesken Stück seine eigene utopische Weltgeschichte. Hinter der vordergründigen Abenteuer-Schilderung und den naiven Betrachtungsweise des Helden kommen die Perversion und Brutalität der Menschen zum Vorschein, werden Aberwitz und Ungerechtigkeit der katholischen Kirche vorgeführt. Zwar hat Regisseur Michael Kaller den Text stark gekürzt, ihm aber keine Gewalt angetan. Und Hans Christoph Michel setzt er fulminant in Szene. Dieser spielt den Erzähler, den Protagonisten und auch noch alle andere Figuren. Michel versteht es geschickt, die unterschiedlichen Zeitebenen und Charaktere voneinander abzugrenzen, und zaubert Pointen scheinbar aus dem Nichts. Eine wundervolle Paarung von Satire und Poesie – umwerfend komisch.Kathrin Dietzel

noch 30. März bis 2. April, 6., 7. April, 20 Uhr, Monsun-Theater