die anderen :
Robert Leicht kommentiert in der Zeit die Papst-Reise in den Nahen Osten: Johannes Paul II. ist bei dieser Reise gewissermaßen über sein gesamtes Pontifikat hinausgewachsen und hat damit ein kirchengeschichtliches Datum gesetzt, weit über die katholische Kirche hinaus. Die Wurzel des Christentums liegt im Judentum, in einem paradoxen Verhältnis von Identität und Differenz. Aber die Christen haben während des größten Teils ihrer Geschichte das Paradox dieser Wurzel verleugnet, ja gewaltsam zerstört. Sie sind schließlich dem Völkermord an ihren geschiedenen Geschwistern nicht tapfer genug entgegengetreten. Der Papst ist mit seiner Reise nicht nur geografisch, sondern auch theologisch an den Ausgangspunkt der Geschichte zurückgekehrt. Vor allem menschlich. Und gerade in dieser menschlichen Größe, also in seiner Demut, seinem Mitleiden, hat Johannes Paul II. auch all die Fragen und Dispute hinter sich gelassen, die sich erst kürzlich an sein Mea culpa! vom ersten Fastensonntag im neuen Millennium knüpften. Dies ist ihm gelungen, weil er das Scheitern zum Zentrum seines Bekenntnisses machte.
In der Woche schreibt Klaus Naumann zur Debatte um die Bundeswehr: Nichts Geringeres als eine Neugründung der Bundeswehr steht an. Aber der Marschplan fehlt. Kanzlers Wort und Eichels Beitrag laufen auf die gleiche dürre Botschaft hinaus: Mehr Geld gibt’s nicht. Höchstens eine Umrüstungsprämie soll genehmigt werden. Das heißt: mehr Verantwortung für weniger Geld. Gesucht ist ein Gesamtkonzept für die neuen Streitkräfte. Das Parlament muss dieses Konzept finden, niemand anderes – weder die Exekutive noch die Militärs, noch die Sparkommissare. Aber alle dürfen und sollen mitreden. Also täte man gut daran, erst einmal den Kopf freizubekommen für eine Eröffnungsbilanz. Welches Gewicht soll dem Militärischen in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik eingeräumt werden? Welcher Auftrag soll daraus folgen? Und welche Wehrstrukturen und Beschaffungspläne ergeben sich daraus? Die Weizsäcker-Kommission war überfällig. In dem Konflikt zwischen Kommission und Hardthöhe zeichnet sich eine brisante und notwendige Kontroverse ab. Ihre Adressaten sind Öffentlichkeit und Parlament.
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