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Zwei Meter Freiraum

■ Verkehrsentwicklungsplan: Fußgänger fordern Mindestbreite für Gehwege

Zum ersten Mal sind bei der Debatte über den Entwurf des Hamburger Verkehrsentwicklungsplans (VEP) am Dienstag Abend die FußgängerInnen zu Wort gekommen. Sonja Tesch vom bundesweit agierenden „FUSS e.V.“ forderte bei einer Anhörung im Verkehrsausschuss der Bürgerschaft, jeder Gehweg müsse mindestens zwei Meter breit sein, „damit auch Leute mit einem Kind an jeder Hand dort lang gehen können“. Stefan Warda vom Fahrradclub ADFC verlangte, der Bestand an Gehwegflächen sollte per Satzung festgeschrieben werden.

Der Ausschuss hatte von den Vertretern der Nahverkehrsunternehmen sowie der Radler und FussgängerInnen wissen wollen, wie sie die Vorschläge des VEP zur Verlagerung des Autoverkehrs auf diese Verkehrsträger bewerten.

Wenn das Zu-Fuß-Gehen „sicherer und attraktiver“ werden soll, wie es im VEP formuliert ist, dann muss der Senat nach Ansicht von Tesch eine Fußgängerbeauftragte berufen, die systematisch Schwachstellen erkundet. Das Überqueren von Straßen und Kreuzungen müsse erleichtert und das Parken auf Gehwegen abgeschafft werden, sagte die Vertreterin von FUSS e.V.. Die Erfahrung zeige, dass ohne ein generelles Parkverbot die Hemmschwelle der Autofahrer sinke. Auch Radwege gehörten nicht auf Bürgersteige.

Warda vom ADFC plädierte dafür, „statt an schlechten Radwegen zu basteln, Radstreifen auf der Fahrbahn einzurichten“. Abgesehen davon müssten Breite, Linienführung und Oberfläche von Radwegen sowie die Art, wie sie Ampelkreuzungen und Hauptverkehrsstraßen überquerten, auf den „Stand der Technik“ gebracht werden. Überdies gebe es noch viele Einbahnstraßen, die für RadlerInnen freigegeben werden könnten.

Der VEP sieht vor, täglich 700.000 PKW-Fahrten aufs Rad zu verlagern – angesichts von derzeit 1,6 Millionen Fahrrad-Fahrten ein „sehr ehrgeiziges Ziel“, so Warda. Deshalb müssten die Wirkung der Verbesserungen im Radverkehr überprüft und ein radlerfreundliches Klima geschaffen werden.

Ehrgeizig klingt auch der Plan, von 1990 bis 2010 satte 30 Prozent mehr KundInnen in Busse und Bahnen zu locken. Wie Peter Kellermann vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV) berichtete, sind zwölf Prozentpunkte davon bereits geschafft. Der Rest allerdings, so die Meinung von Martin Stolz von der Bergischen Universität Wuppertal, ist ohne Parkraumbewirtschaftung und höhere Benzinpreise nicht zum Umsteigen zu bewegen. Gernot Knödler

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