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Vom Nachttisch geräumt

Fachleute geben Schmökertipps. Gesammelt  ■ von Markus Huneke

Die „Gefährliche Geliebte“ des japanischen Autors Haruki Murakami hat Martina Schröder von der Heine Buchhandlung im Grindelviertel (Grindelallee 26) „wirklich begeis-tert“. Erzählt wird die Geschichte Hajimes, der aus der japanischen Provinz in die Großstadt gezogen und gegenwärtig Besitzer zweier Jazzbars ist. Rückblickend erinnert er sich, obschon glücklich verheiratet, an seine Jugendliebe, die zwölfjährige Shimamoto, mit der zusammen er zum ersten Mal Nat King Cole gehört hat. „Ein knapper Sprachstil und treffende Schilderungen“, schwärmt Martina Schröder: „Das Buch ist gut zu lesen und sehr berührend.“ Dumont Verlag, 39,80 Mark

„Einen Ozean von Anregungen“ fand Rainer Vollmari von der Buchhandlung Lüders in Eimsbüttel (Heußweg 33) in „Die wunderbaren Falschmünzer“ von Rolf Vollmann. Quer durch die Literaturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts stellt Vollmann die Werke von rund 350 Autoren vor – knapp eintausend Romane. Deren Inhalt erzählt er chronologisch, kurz, unakademisch und „ohne zu langweilen“, lobt Vollmari. Dass es sich bei dem Knapp-1000-Seiten-Wälzer um einen echt dicken Schinken handelt, ist in diesem Fall ein Vorteil: Man muss sich nicht „hindurchackern“, sondern darf sich auch scheibchenweise daran erfreuen. Goldmann, 32 Mark

Esther lebt in New York, ist glücklich verheiratet mit einem australischen Landschaftsmaler, hat drei Kinder und schreibt für diverse Zeitungen die Nachrufe auf verstorbene Berühmtheiten. Das Leben anderer schriftlich zu ordnen – das beruhigt sie. Aber immer wieder überfällt sie auch die Erinnerung an ihre Eltern, die den Holocaust als jeweils einzige ihrer Familien überlebten. „Das Schönste an diesem Buch ist, wie der Alltag, die scheinbar unwichtigen kleinen Begebenheiten erzählt werden“, sagt Lisa Meinz von der Wohltatschen Buchhandlung in Ottensen (Bahrenfelder Straße 119) über „Einfach So“ von Lily Brett. „Es ist skurril, deftig und leicht zugleich.“ Suhrkamp TB, 19,80 Mark

„Krank, so dachte ich, hier ist alles und jeder krank“: so geht es los in „Uniklinik“ von Jörg Uwe Sauer – eine Universitätssatire, die Ulrich Klimmt von der Buchhandlung Dr. Wohlers in St. Georg (Lange Reihe 38) empfiehlt. Ort des Geschehens ist eine Universität im Ruhrgebiet, in der „hauptsächlich gewartet und geraucht wird“. Studierende treffen sich einmal wöchentlich zum Bäumefällen, und ein Professor, der trotz Warnungen nicht weichen will, wird vom Baum getroffen. Jetzt liegt er in der Uniklinik, und das ist, kurz vor Semesterbeginn, ein Problem. „Hier wird die Uni, dieser Geistesort, niedergemacht, dass es eine Lust ist“, freut sich Klimmt. „Eine starke Schutzimpfung gegen Unifrust.“ Residenz Verlag, 38 Mark

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