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Campus-Knigge für Neue

Sprich nie mit dem Hausmeister, zahle in der Mensa nie mit großen Scheinen. Ein paar Tipps für Erstsemstler gibt Geographie-Student  ■ Sebastian Leber

Im Hamburger Uni-Dschungel lauern auf unschuldige Erstsemstler unzählige Fettnäpfchen. Vom kleinen Fauxpas bis zur Todsünde ist alles möglich. Wenn du dich aber an die wichtigsten Regeln hälst, hast du eine Chance.

Grundsätzlich solltest du dich immer am Verhalten deiner Kommilitonen orientieren. Gerne kannst du auch ältere Semester um Rat fragen - die „Ich bin so jung und hilflos“-Masche weckt bei Mitstudenten Schutzinstinkte.

Ansonsten verlaß dich auf deinen gesunden Menschenverstand: Bezahle in der Mensa nicht mit grossen Scheinen, denn die Kassierer reagieren darauf allergisch („Wir sind doch keine Wechselstube“). Genauso wenig empfiehlt es sich, summend oder gar pfeifend durch den Lesesaal der Staatsbibliothek zu laufen. Benutze niemals den Aufzug, wenn du vom Erdgeschoss in den ersten Stock willst - genervte „Mitfahrer“ neigen zu Lynchjustiz.

Wenn du eine Hausarbeit schreiben musst, kümmere dich rechtzeitig um die Literatur. Erschreckend viele Bücher sind stets ausgeliehen, gut versteckt oder ganz einfach geklaut – besonders häufig übrigens von Juristen und Theologen.

Sprich niemals und unter gar keinen Umständen einen Hausmeister an. Er wertet dies als persönliche Beleidigung. Und halte dich bloß von gutgekleideten Schnöseln mit Gesichtsnarbe fern, denn hier handelt es sich um eine unangenehme Sorte Mensch! Burschenschaftler hissen Fahnen, trinken exzessiv und pflegen Traditionen, und manche von ihnen feiern am „Führer“-Geburtstag Grillpartys. Wenn sie dich ansprechen, glaub ihnen kein Wort, sie wollen nur deine Seele.

Wenn du dir all dies zu Herzen nimmst, kannst du dem Studenten-Dasein gelassen entgegen sehen. Bleibt nur noch die Frage: „Was ziehe ich an?“ Jeder Fachbereich pflegt seine Kleiderordnung. Der Geograph trägt Jeans und H&M-Shirt, während der Völkerkundler Selbstgestricktes bevorzugt. Betriebswirtschaftler kleiden sich wie Banklehrlinge, und Informatiker haben gar keinen Geschmack. Ach ja: Auch Accessoires sind wichtig. Für Jura brauchst du Laptop und Handy, für Pädagogik zumindest einen Tigerentenohrring.

Überhaupt die Pädagogik: Bevor du dich fürs Lehramt entscheidest, überleg es dir gründlich. Der Staat stellt kaum Pädagogen ein, und Kennenlernspiele und Hottepferd werden in der freien Wirtschaft nicht als Zusatzqualifikation anerkannt. Und Sprüche wie „In fünf Jahren werden aber ganz viele neue Lehrer gebraucht“ gab es auch schon in den Achtzigern.

Was dir im alltäglichen Uni-Wahnsinn auch passiert, die wichtigste Regel lautet: Ruhe bewahren! Wenn zum Beispiel fünf Jünglinge mit Megaphon ganz spontan vor deinen Augen die Grindel-Allee besetzen, handelt es sich wahrscheinlich um eine Aktion der Linksruck-Hochschulgruppe . Nicht erschrecken: Sie wirken zwar ein bißchen wild, sind aber eigentlich ganz nette Kerle.

An Hamburgs Unis triffst du auch viele bekannte Gesichter aus Funk und Fernsehen: Musiker, Schauspieler und MTV-Moderatoren gehen hier ihrem Studium nach, und auch Manu aus dem Big-Brother-Haus will sich in der Hansestadt mal durchs Examen mogeln. Bleib auch hier ruhig – Autogrammwünsche und Fan-Gekreische solltest du möglichst vermeiden.

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