Was in der Tasche haben

Internationale Kompatibilität und Babypause – für den Bachelor-Abschluss spricht vieles. Trotzdem mögen ihn nicht alle  ■ Von Silke Langhoff

Geht es um kürzere Studienzeiten und internationale Wettbewerbsfähigkeit, ist ein Zauberwort in aller Munde: der „Bachelor“. Dieser unterste Abschluss, der in allen anglo-amerikanischen Ländern vergeben wird und in einem „Master“-Studiengang fortgesetzt werden kann, setzt sich auch an Hamburgs Hochschulen immer mehr durch. Allerdings verstehen nicht alle darunter das Gleiche.

Vorgeprescht mit der Einführung eines solchen Zwischenabschlusses war 1994 die Technische Universität (TU) Harburg, als sie den neuen Studiengang „Allgemeine Ingenieurswissenschaft“ aus der Taufe hob. Man habe damit „internationalen Standarts“ gerecht werden wollen, betont TU-Sprecher Rüdiger Bendlin. Denn immer wieder hätten TU-Studierende, die ins Ausland wechseln wollten, darüber geklagt, dass sich ihr bisheriges Studium nur schwer nachweisen lies. Gleiches gelte andersrum für die Einstufung ausländischer Studierender ins hiesige System.

Als es 1997 eine neue „Erprobungsklausel“ im Hochschulgesetz erlaubte, führte auch die Hamburger Uni in den Fachbereichen Informatik und Sprachwissenschaften den „Bachelor“ ein. Allerdings lagen hier die Motive anders. Es galt, der hohen Quote an Studienabbrechern gerecht zu werden und dafür zu sorgen, dass diese Menschen nicht ein Leben lang mit einem „Makel“ behaftet sind. Gerade in Informatik, so berichtet Uni-Sprecher Jörg Lippert, würden viele junge Leute mitten im Studium von Firmen abgeworben.

Bei den Sprachwissenschaften, einem traditionellen Frauenfach, spielt auch der Wunsch nach Kindern eine Rolle. Ein Drittel der ers-ten Bachelor-Absolventen, so Jürgen Lippert, habe nach dem Bachelor eine Familienphase einlegen wollen. Ein weiteres Drittel hat aufgrund einer Berufschance den Abschluss gemacht. Die übrigen haben den B.A. gemacht, um „einfach schon mal was in der Tasche zu haben“ und weiterstudiert.

Auch die Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) und die Fachhochschule (FH) führten inzwischen Bachelor-Studiengänge ein. Doch inhaltlich scheinen die Hochschulen unterschiedliche Ansprüche zu haben. Während TU, FH und HWP eine eher berufsorientierte und internationale Ausrichtung haben, gab es an der Uni keine inhaltliche Neuerung. Dazu Lippert: „Es ist Politik des Hauses, dass der Bachelor innerhalb des normalen Studiums integriert ist“. Er stelle lediglich eine Stufenprüfung nach sechs Semestern dar. Alles andere sei „schon aus Kapazitätsgründen“ ausgeschlossen.

An der Hochschule für bildende Künste (HfbK) tut man sich noch schwer mit dem Bachelor. HfbK-Sprecherin Karin Pretzel fürchtet eine starke Verschulung, wenn berufsqualifizierende Kurzabschlüsse kreiert werden. Ziel müsste es sein, in „möglichst kurzer Zeit wesentliche Kenntnisse zu vermitteln“. Dies sei nur mit Abstrichen in der Breite des Stoffes möglich.

Ähnlich sieht dies der „Deutsche Akademische Austauschdienst“ der bereits vor zwei Jahren vor Schnellschüssen warnte. Angesichts der Hektik, mit der einige Hochschulen den Bachelor einführten, müsse man darauf achten, die Vorzüge des deutschen Ausbildungssystems, wie Wissenschaftlichkeit, Selbstständigkeit und Forschungsnähe, nicht allzuschnell über Bord zu werfen.