: Der Leistungskurs
Das Interesse bei den Lehrern ist groß: „Babou“, dasFranzösische Filmfestival, zeigt Filme ohne Untertitel
Es ist kein Kinobesuch wie jeder andere. Nicht nur weil im Rahmen von „Babou“, dem Französischen Filmfestival für Jugendliche, alle Filme prinzipiell in der Originalsprache laufen. Auch weil „das Publikum nicht immer so ruhig ist“, wie Marie-Christine Thiébaut vom Institut Français bei der ersten Auflage vor zwei Jahren festgestellt hat. Schließlich sind Schulklassen das hauptsächliche Publikum von „Babou“.
Das nun zum zweiten Mal stattfindende Festival versteht sich vor allem als Angebot an Französischlehrer, den Unterricht aufzulockern. Ganz normale Besucher sind in den Kinos in Berlin, Potsdam und Cottbus natürlich trotzdem willkommen, sollten sich aber für die Vormittagsvorstellungen ebenso voranmelden wie die Schulklassen. Nur für die 14.30-Uhr-Schiene im Eiszeit-Kino und die 16-Uhr-Vorstellungen im Cottbusser Oben-Kino ist das nicht nötig.
Zusammengestellt wurde das Programm von der EYZ Kino GbR, die die Kinos Eiszeit und Central betreibt, in Zusammenarbeit mit Thiébaut. Ein Großteil der Kopien musste direkt aus Frankreich geholt werden, weil die deutschen Verleiher nur selten Originalfassungen zur Verfügung hatten.
„Das Interesse bei den Lehrern ist groß“, sagt Thiébaut, die beim Institut unter anderem für die Lehrerfortbildung zuständig ist. Dazu musste allerdings erst einmal „eine Angstschwelle vor Filmen im Original“ überwunden werden. Andererseits ist für Thiébaut „das Ziel nicht in erster Linie, Spaß zu haben“. Vielmehr sei es wichtig, „dass das Ganze didaktisch aufgebaut ist“.
Die meisten der neun Filme sind deutsch untertitelt und können mit Hilfe eines „Schülerhefts“ vorbereitet werden. Die Lehrer sollten den Grundwortschatz des Films im Unterricht durchgehen, vor allem bei einem Film wie „Le ciel, les oiseaux et . . . ta mère“, der nur mit englischen Untertiteln vorliegt. „Das ist eine Herausforderung für Lehrer und Schüler“, so Thiébaut. Und sie wird angenommen, einige Vorstellungen sind bereits ausverkauft.
Trotz eines anspruchsvollen Programms: Der einzige klassische Kinderfilm ist der auf einem afrikanischen Märchen basierende Zeichentrickfilm „Kirikou et la sorcière“; auch der Jugendfilm ist eher sparsam vertreten. Es dominieren Filme mit jungen oder jugendlichen Protagonisten wie Jean-Claude Lauzons „Léolo“ oder „Ponette“ von Jacques Dillon.
Die Verfilmung von „Cyrano de Bérgerac“ mit Gérard Depardieu allerdings, die sich streng an den gereimten Text des Theaterstücks von Edmond Rostand aus dem Jahre 1887 hält, dürfte wohl vor allem für Französisch-Leistungskurse geeignet sein.
THOMAS WINKLER
Bis 18. 4. in Central, Eiszeit, Filmbühne am Steinplatz, Thalia in Potsdam und Oben-Kino in Cottbus. Anmeldungen in den jeweiligen Kinos
Zitat:„Das ist eine Herausforderung für Lehrer und Schüler.“
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