: aleviten in berlin
Liberale und undogmatische Muslime
In Berlin leben schätzungsweise 50.000 Aleviten, in der Türkei 20 Millionen. Der Alevismus ist nach dem Sunnismus die zweitgrößte islamische Konfession in der Türkei. Er gibt sich humanistisch und vernunftorientiert und will den Laizismus und die Demokratie unterstützen. Die Aleviten waren eine der tragenden Kräfte bei der Gründung der türkischen Republik. Der Alevismus versteht sich nicht als missionierende Religion, sondern als undogmatisch und offen. Die wichtigste Zeremonie ist die Cem, eine Zusammenkunft der ganzen Gemeinde, Männer, Frauen und Kinder, unter Leitung eines Dede, dem religiösen Führers. Die „fünf Säulen“ des orthodoxen Islam – Glaubensbekenntnis, Gebet in der Moschee, Almosen, Pilgerfahrt nach Mekka und Fasten im Ramadan – spielen im Alevismus so gut wie keine Rolle. Im Juli 1993 wurden bei einem Brandanschlag eines islamistischen Extremisten in der mittelanatolischen Stadt Sivas 37 teilweise berühmte Schriftsteller und Musiker ermordet. In Berlin entstand das Kulturzentrum Anatolischer Alevite e. V. bereits 1978. Eine neuer Standort in Kreuzberg, die ehemalige Neuapostolische Kirche in der Waldemarstraße, wurde vor knapp einem halben Jahr eröffnet.
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