: Busse und Bahnen bald deutlich teurer
Monatskarte kostet künftig 105 Mark. Verkehrsverbund will Arbeitslosenhilfe- und Semesterticket einführen
Die Preise für den öffentlichen Personennahverkehr in der Region werden zum 1. August deutlich angehoben. So steigt der Preis für ein Monatsticket im Tarifgebiet AB um 6 auf 105 Mark, teilte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) gestern mit. Der Preis für einen Einzelfahrschein im Stadtgebiet erhöht sich um 10 Pfennig auf 4 Mark, das AB-Tagesticket kostet künftig 8,70 statt 7,80 Mark. Im VBB sind die Verkehrsunternehmen der Region, darunter die BVG und die S-Bahn, zusammengeschlossen. Die Zustimmung der Genehmigungsbehörden zu den neuen Tarifen gilt als reine Formsache.
Der VBB-Aufsichtsrat beschloss gestern auch die Einführung eines so genannten Arbeitslosentickets. Dieses kostet 45 Mark im Monat, gilt aber nur für Empfänger von Arbeitslosenhilfe. Das Abgeordnetenhaus hatte im Wahlkampf des vergangenen Jahres beschlossen, ein 40 Mark teures Ticket für alle Arbeitslosen einzuführen. Der VBB regte auch die Einführung eines Studententickets im Tarifgebiet ABC für 215 Mark pro Semester an. Die Studis müssen allerdings noch zustimmen.
Die Fahrpreiserhöhungen sind gestern bei der Opposition und außerparlamentarischen Gruppen auf scharfe Kritik gestoßen. Die Verantwortlichen konzentrierten sich nur noch darauf, diejenigen Fahrgäste, die ohnehin mit Bus und Bahn fahren müssten, noch stärker finanziell auszubeuten als bisher, sagte der Grünen-Verkehrsexperte Michael Cramer. In Berlin müsse man von Städten lernen, die durch Fahrpreissenkungen mehr Fahrgäste gewonnen und so ihre Einnahmen gesteigert hätten. Die Freiburger Verkehrsbetriebe etwa hätten durch eine solche Tarifpolitik innerhalb weniger Jahre ihren Kostendeckungsgrad von 60 auf 80 Prozent gesteigert, der der BVG liegt bei 59 Prozent.
BVG-Chef Rüdiger vorm Walde wies gestern diese Argumente zurück. „Tarifsenkungen sind ein Irrweg“, sagte vorm Walde auf einer parallel zur VVB-Sitzung einberufenen Pressekonferenz. In Freiburg seien die Parkgebühren drastisch erhöht, die Innenstadt sei für Autos nahezu vollständig gesperrt worden. „Dieses Konzept ist auf Berlin nicht ohne weiteres übertragbar.“
Eine Fortschreibung der Fahrpreisspirale nach oben sei eine Fortschreibung sozialer Ungerechtigkeit, kritisierte die PDS-Verkehrsexpertin Jutta Matuschek. Rund 60 Demonstranten machten unterdessen gestern vor dem VBB-Tagungsgebäude ihrem Unmut über die Tarifpolitik lautstark Luft.
Die BVG-Politik sei skandalös, meinte ein Sprecher der Initiative „Arbeitslosenticket jetzt“. „Während die BVG die Preise erhöht, will sie zig Millionen der Industrie in den Rachen schmeißen, um elektronische Sperren an U-Bahnhöfen zu errichten“, empörte er sich.
RICHARD ROTHER
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