Schwere Knochen und mehr Lust auf Sex

Der Erfinder der Abtreibungspille hat jetzt ein Hormon gefunden, das ältere Frauen jung hält. Bei Männern wirkt es nicht

PARIS taz ■ Professor Etienne-Emile Baulieu hat wieder zugeschlagen. Der französische Hormonpapst, der schon die Abtreibungspille RU-486 entwickelt hat, ist dieses Mal mit dem anderen Ende des menschlichen Lebens beschäftigt. Sein Hormon DHEA verschafft alten Damen eine elastische Haut, dichte, schwere Knochen und eine gesteigerte Lust auf Sex.

Ein Jahr lang verabreichte Baulieu, der das Hormon Dehydroepiandrosteron (DHEA) bereits vor 30 Jahren im menschlichen Körper fand, zusammen mit der französischen Gerontologin Françoise Forette tägliche Dosen an 280 Patienten zwischen 60 und 80 Jahren. Am Dienstag stellten sie ihre Ergebnisse in Paris vor: Die Frauen blühten sichtlich auf. Bei den Männern war kein Effekt nachweisbar.

Ein Wundermittel für ewige Jugend oder gar ein „Viagra für alte Damen“ sei DHEA trotzdem nicht, versicherte Forscherin Forette, vielmehr ein Medikament, das eines Tages möglicherweise gegen Krankheiten wie die Osteoporose eingesetzt werden könne. Zuvor freilich müsse es getestet werden. Bis es in die französischen Apotheken kommen könne, so Forette, könnten noch fünf Jahre vergehen.

Diese Verzögerung dürfte, zumal nach den viel versprechenden Ergebnissen der Pariser Feldstudie, zu allergrößtem Durcheinander führen. Denn in den USA, in denen das Hormon DHEA als „Nahrungsmittelergänzung“ gilt, ist es bereits heute in Supermärkten und in Internet erhältlich. Die möglichen Nebenwirkungen, von denen die Pariser Forscher sprechen – unter anderem ein höheres Brustkrebsrisiko – dürften Anwärterinnen auf die ewige Jugend nicht davon abschrecken, DHEA einzunehmen.

In der Natur ist das Hormon DHEA, das auch noch so unterschiedliche Mechanismen wie das Gedächtnis und das Muskelgewebe beeinflusst, bei Menschen im Alter von 24 Jahren am konzentriertesten. Jenseits der 30 reduziert es sich im Zehn-Jahres-Rhythmus um jeweils 20 Prozent. Die französischen Forscher haben versucht, ihre alten Patienten künstlich zurück auf das jugendliche Hormonniveau zu heben. Die dazu von ihnen täglich verabreichte Dosis betrug 50 Milligramm. DOROTHEA HAHN