: Den Bewegungsraum definieren
■ Körper-Bau: Am Sonnabend untersucht ein Symposium die komplexen Zusammenhänge zwischen Architektur und Tanz
Architektur und Tanz sind nicht gerade eng verschwisterte Bereiche: Harter Bau und fließende Bewegung scheinen eher Gegensätze. Und doch definieren beide einen Raum, sei es als passive Hülle für die Körper oder durch deren aktive Bewegung. Wenn am Samstag ein Symposion im Architektur Centrum solche Bezüge thematisieren wird, zeigt sich eine ungeahnte Aktualität: Auf der EXPO 2000 wird der Architekt Jean Nouvel in Zusammenarbeit mit dem belgischen Choreographen Frédéric Flamand im Pavillon der Arbeit einen in 40 Bühnen geteilten Raum mittels 150 Tänzern in ständiger Bewegung halten. Und der Frankfurter Choreograph William Forsythe dynamisiert in seinem neuesten Stück den Raum durch ständige Veränderung von weißen Stellwänden zu einem paradox offenen Labyrinth. Sein Stück heißt Endless House, eine Referenz an die gleichnamige Vision des Architekten und Utopisten Friedrich Kiesler (1890 - 1965).
„Wir wollen keine Mauern mehr“, dekretierte dieser und plante fast sein ganzes Leben an einem Eigenheim in Kugelform. Wenn dabei die Raumgrößen bedarfsabhängig zeitweise verändert werden sollten, wird der Raum zur zweiten Haut und es entsteht eine Dynamik, die dem Tanz nahe kommt.
Friedrich Kiesler wollte mittels seines „Correalismus“ Bild, Skulptur und Architektur in ein Gesamtkunstwerk verschmelzen. Der Hamburger Kunsthistoriker und Ex-Kunsthallen-Chef Werner Hofmann wird mit einem Vortrag über dessen Werk das Symposion eröffnen. Weitere Programmpunkte: Der Architekt Jörg Höfer und die Tänzerin Mirjam Henß stellen ihre gemeinsame Diplomarbeit an der Gesamthochschule Kassel vor, über Jean Nouvel spricht die Kunsthistorikerin Leonore Herfurth, es gibt die Premiere eines Fotofilms über Bruno Taut vom Hamburger Komponisten Wittwulf Y Malik und Videos und Gespräche von und mit dem Tänzer Robert Solomon über dessen sechs Stücke zu Mies van der Rohe und Steve Valk, der Dramaturg von William Forsythe ist auch da. Und es wird natürlich getanzt. Es könnte das Interessanteste werden, was „Koinzi-Dance“, ein Verein, der sich dem Transdisziplinären in der Kunst widmet, mit Unterstützung der Hamburgischen Kulturstiftung bisher auf die Beine gestellt hat.
Hajo Schiff
Samstag, 15. April, 15 - 21 Uhr, Architekturzentrum in der Post, Stephansplatz 5, Anmeldung bei „Koinzi-Dance“ Tel: 04184-7484 (Fax: 04184-892472)
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen