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„Liebe taz...“ Nackte Panik bei den Fachärzten

Betr.: „Wenn der Patient vom Spardiktat profitiert“, taz vom 8./9.4.2000

Ihr glaubt anscheinend alles, was man Euch erzählt und was gut klingt. Netzwerk von Bremen-Norder Ärzten klingt gut, weil es modern ist. Und noch besser ist es natürlich, wenn die Bremen-Norder Ärzte sagen, sie machen das Netz, weil das für die Patienten einfach gut ist.

Wer etwas informierter ist, sieht hinter die Kulissen und erkennt dabei: Da herrscht bei einem Großteil der Bremer Fachärzte die nackte Panik. Die Gesundheitsreform sieht eine gestärkte Funktion der Hausärzte als Lotsen im Gesundheitswesen vor. Internationale Vergleichsuntersuchungen haben zweifelsfrei ergeben, dass ein solches Primärarztmodell Kosten und überflüssige Untersuchungen spart. Für etliche Fachärzte wäre mit einer nur noch gezielten Inanspruchnahme eine Zeit der Selbstherrlichkeit vorbei. Es drohen Umsatzeinbußen.

Um dem zuvorzukommen, schließt man sich zusammen, nennt sich Netz (was muss man eigentlich vorweisen, damit ein Netz sich Netz nennen kann?) und versucht, schnell aus dem großen Kuchen der Kassenärztlichen Vereinigung ein Stück herauszubrechen, bevor man nur noch im Auftrag der die Hauptarbeit leistenden Hausärzte tätig wird.

Wenn Leistungserbringer im Gesundheitswesen vom Vorteil der Patienten reden, sollte immer eine gehörige Portion Skepsis mitschwingen.

Günther Egidi

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