Telekom mit Bilanz

Ferngespräche bringen weniger, Handys mehr. Ron Sommer weiterhin als militanter Expandierer

BERLIN/BONN taz/dpa/rtr ■ Der Wettbewerb ist hart, und auch die Deutsche Telekom AG bekommt ihn zu spüren. Trotz anhaltender Preissenkungen hat sie im ersten Quartal 2000 genauso viel Gewinn abgeliefert wie im Vorjahreszeitraum, etwa 0,5 Milliarden Euro. Durch Zukäufe und Umschichtungen steigen allerdings die Schulden auf beachtliche 45,2 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren es noch 39 Milliarden.

Der Festnetzbereich brachte ein Drittel weniger Bargeld im vergangenen Jahr. Hier fallen die Margen bei den Fernverbindungen weiterhin. Im Monopolbereich Ortsnetz läuft es noch einigermaßen. Dafür steigen die Gewinne im Mobilfunkbereich um 28 Prozent, so das Bonner Unternehmen. Branchenbeobachter rechnen damit, dass sich der Anteil der Telekom bei den in- und ausländischen Ferngesprächen bei 60 Prozent einpendeln wird.

Wenn angesichts des umkämpften Marktes astronomische Profite derzeit unmöglich sind, müssen eben die Börsen herhalten für die hochfliegenden Pläne – ein Geschäftsmodell, das schon bei manchem High-Tech-Konzern funktioniert hat. Die Deutsche Telekom will von den Aktionären Kapital für milliardenschwere Zukäufe im Ausland. Mit 1,5 Milliarden neuen Aktien würde „eine Feuerkraft von 100 Milliarden Euro“ entstehen, sagte der Vorstandsvorsitzende Ron Sommer gestern. Auf der Hauptversammlung der Telekom am 25. Mai soll die Schaffung des zusätzlichen Kapitals beschlossen werden. An der Frankfurt Börse verlor die Telekom-Aktie deutlicher als der Markt, zeitweise 5,59 Prozent auf 69,20 Euro – schließlich bedeutet eine Kapitalerhöhung, dass sich die bisherigen Aktieneigner die Firma mit den kommenden Aktienbeisitzern teilen müssen.

Vorstandschef Sommer ficht das nicht an: „Wir haben Berge bewegt und werden auch in den nächsten Jahren Berge bewegen“, sagte er mit Blick auf Allianzen und Firmenzukäufe. So will das Unternehmen in den USA auch nach einigen missglückten Versuchen so stark werden wie in Deutschland und Europa. Bislang entfallen gerade acht Prozent des Umsatzes auf das Ausland.

Im Mobilfunk rechnet der Telekom-Chef in diesem Jahr mit zehn Millionen Neukunden. Das wäre eine Verdoppelung der Teilnehmerzahlen. Allein im März seien eine Million Handynutzer bei T-Mobil hinzugekommen. Ende des Jahres würden in Deutschland insgesamt mehr als 40 Millionen Kunden mobil telefonieren, prophezeite er. Das wäre praktisch jeder zweite Bundesbürger. rem