: Mafiaboy hackt nicht mehr
15-Jähriger in Kanada festgenommen. Er soll im Februar einige der größten Internetfirmen lahm gelegt haben. Die Branche war bis ins Mark erschüttert
BERLIN taz/rtr ■ Die kanadische Polizei hat einen 15-jährigen Jugendlichen festgenommen, der an den bisher schwersten Hacker-Attacken der Internetgeschichte vom Februar beteiligt gewesen sein soll. Den Meldungen zufolge trat der Teenager unter dem Namen „Mafiaboy“ auf und war schon bald nach einer Welle von Cyber-Angriffen in Verdacht geraten. Für welche der Attacken er verantwortlich gemacht wird, wurde zunächst nicht bekannt; auch Angaben zur Identität wurden aufgrund des Alters des Jungen nicht gemacht.
Die Festnahme des Jungen erfolgte schon am Wochenende in der Region von Montreal. Der Teenager soll auch bereits angeklagt worden sein, befindet sich aber unter strengen Auflagen auf freiem Fuß. Er darf keine Computer benutzen, es sei denn im Rahmen des Schulunterrichts und unter Aufsicht eines Lehrers. Es ist ihm nicht einmal gestattet, Läden zu betreten, in denen Computerausrüstung verkauft wird.
Die Polizei in Montreal sprach von einem Durchbruch bei der Untersuchung der Hacker-Angriffe, „die das Herz des elektronischen Handels weltweit erschüttert und Verluste in Höhe von vielen hundert Millionen Dollar verursacht haben“. Die Angriffe konnten zurückverfolgt werden, als Vertreter der US-Bundespolizei FBI auf einem Computer an der Uni von Kalifornien die Kommunikationsprotokolle untersuchten. Das FBI habe zudem Aufzeichnungen aus Chat-Foren, in denen „Mafiaboy“ gefragt haben soll, welche Seiten er angreifen solle. Ein Sicherheitsexperte erklärte, er sei mit „Mafiaboy“ per Chat in Kontakt getreten. Dieser habe erzählt, dass er neben CNN und E-Trade weitere Internet-Seiten angegriffen habe. Hacker hatten im Februar das Internet-Portal Yahoo, den Nachrichtendienst CNN.com, den Online-Aktienhändler E*Trade und den Buchhändler Amazon.com stundenlang lahm gelegt. Sie erzeugten von außen Unmengen von Datenmüll mit der „Denial of Service“ genannten Strategie. Auch das Internet-Auktionshaus eBay war angegriffen worden.
„Mafiaboy“ soll das Programm „Tribe Flood Network“ (TFN) benutzt haben, das einem 20-jährigen Computerfreak aus Hannover mit dem Pseudonym „Mixter“ zugeschrieben wird. Dieser beschäftigt sich nach Angaben seiner Mutter inzwischen vor allem mit Sicherheitsfragen im Datennetz. rbt
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen