: Im Iran tobt der Kampf um die Macht
Die Konservativen lassen zwölf reformorientierte Zeitungen verbieten und Journalisten verhaften
BERLIN taz ■ Der Machtkampf zwischen Konservativen und Reformern in Iran hat gestern einen neuen Höhepunkt erreicht. Das Pressegericht in Teheran verbot bis auf weiteres zwölf reformorientierte Zeitungen – so viele auf einen Schlag wie nie zuvor. Betroffen von dem Verdikt sind acht Tageszeitungen, drei Wochenzeitungen und eine zweimal monatlich erscheinende Publikation, die alle Staatspräsident Mohammad Chatami und seiner Reformpolitik nahe stehen.
Zur offiziellen Begründung verbreitete die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna eine Mitteilung, in der es hieß, die Zeitungen hätten trotz mehrfacher Warnungen immer wieder „den Islam und die religiösen Elemente der Islamischen Revolution“ herabgesetzt: Der Ton der Berichte habe die Feinde des Irans lächeln lassen, und die Gefühle gläubiger Muslime und sogar des geistigen Oberhaupts verletzt, schrieb Irna.
Inoffiziell wird das Verbot als Reaktion auf den wachsenden Einfluss der Reformer gewertet, die im Februar die Wahlen gewonnen hatten und ab 27. Mai die Mehrheit des neuen Parlaments stellen werden. Als weiterer Grund für den Schlag der Konservativen gilt die Konferenz „Iran nach den Parlamentswahlen“, die vor zwei Wochen von der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin organisiert wurde. Die regimekritischen Journalisten Akbar Gandschi und Latif Safari wurden am Wochenende verhaftet und in ein berüchtigtes Teheraner Gefängnis gebracht. har
bericht SEITE 9
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen