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Bei Ankunft Mord per Kopfschuss

Wieder wurde in Belgrad ein ranghoher Vertreter des Regimes ermordet. Diesmal erwischte es den Direktor der jugoslawischen Fluggesellschaft JAT. Gerüchten zufolge könnte deren geplante Privatisierung ein Motiv gewesen sein

aus Belgrad ANDREJ IVANJI

Die geheimnisvolle Mordserie in der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad reißt nicht ab. Das jüngste Opfer wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch Zika Petrović, Generaldirektor der jugoslawischen Fluggesellschaft JAT. Wahrscheinlich zwei – bisher unbekannte – Täter lauerten Petrović vor seinem Haus in einem ruhigen Wohnviertel Belgrads auf, als er gerade aus seinem Wagen stieg, schossen einige Salven aus „Scorpions“ mit Schalldämpfern auf ihn ab, vollendeten den Mord mit einem Kopfschuss und verschwanden in der Nacht. Es gibt keine Zeugen, niemand hörte oder sah etwas – wie üblich.

Es sei ein „von Profis verübter Terroranschlag“ gewesen und Petrović von über einem Dutzend Kugeln getroffen worden, verkündete die Belgrader Polizei, die stundenlang die ganze Gegend blockierte. Der Chef des Staatssicherheitsdienstes, Generaloberst Radomir Marković, erschien persönlich am Tatort. Marković kommandierte jahrelang die Polizei auf dem Belgrader Flughafen und war mit dem Opfer befreundet.

Wie gewöhnlich in solchen Fällen machten regimetreue serbische Medien die Nato und die „fünfte Kolonne“, das heißt die serbische Opposition, für die Terroranschläge auf hohe Vertreter des Regimes verantwortlich. Gegner des Regimes gehen eher von einer Abrechnung innerhalb des Machtsystems aus, wegen der „Beuteverteilung“, wie man es oft in oppositionellen Kreisen nennt. Mit Sicherheit sagen kann man nur eins: dass die Täter wohl niemals gefasst werden.

Der 61-jährige Zika Petrović rangierte in der serbischen Machthierarchie ganz weit oben. Geboren wurde er in Pozarevac, dem Geburtsort sowohl des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević als auch von dessen Gattin Mira Marković. Noch einen Tag bevor er ermordet wurde, wurde er in die Wirtschaftskammer Serbiens aufgenommen. Petrović war Mitglied der regierenden Jugoslawischen Linken (JUL), die von Mira Marković geführt wird. JAT-Direktor wurde er 1992, dem Jahr, als die Internationale Staatengemeinschaft das Wirtschaftsembargo gegen Jugoslawien verhängte. Er war verheiratet und hinterlässt zwei Kinder.

Die Fluggesellschaft JAT hatte erst vor kurzem die Genehmigung der EU erhalten, die Flüge in den Westen wieder aufzunehmen, und gehört zu den wenigen profitablen Unternehmen in Serbien. In der nächsten Zeit sollte JAT neue Flugzeuge kaufen und privatisiert werden. Dabei standen Millionengeschäfte in Aussicht, auch für den JAT-Chef Petrović.

Die serbische Opposition warnt bereits seit einiger Zeit davor, dass das Regime an einem neuen Privatisierungsgesetz arbeitet, das den Getreuen Milošević’ und seiner Gattin angeblich ermöglichen soll, alles, was noch einen gewissen wirtschaftlichen Wert hat, zu Spottpreisen zu erwerben. Aus der Belgrader Gerüchteküche hört man schon Spekulationen darüber, dass das Motiv für die Ermordung von Zika Petrović die unmittelbar bevorstehende Privatisierung der JAT sein könnte.

Wer ist jetzt der Nächste auf der Liste, fragen sich die Menschen in Belgrad. Und wer steht hinter den Morden, die fast alle die gleiche Handschrift tragen?

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