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Giftwasser in Rumänien

Betonleitungen und Staumauern eines Kupferbergwerks sind von Säuren zerfressen. Schon jetzt ist Trinkwasserversorgung von rund 1.500 Menschen in der Umgebung des Werks gefährdet

von KENO VERSECK

Rumänien steht vor einer neuen Umweltkatastrophe mit giftigen Bergbauabwässern. In der westsiebenbürgischen Bergbauregion Rosia Poieni könnten die Dämme eines Staubeckens brechen, in dem dreißig Millionen Tonnen schwermetallhaltiger und extrem saurer Abwässer lagern. Auf diese Gefahr hat am Mittwoch der rumänische Umweltminister Romica Tomescu aufmerksam gemacht. Sollte es zu der Katastrophe kommen, würden eine Reihe von Ortschaften durch die Flutwelle vernichtet. Die Trinkwasserversorgung für rund 1.500 Menschen in umliegenden Ortschaften ist schon jetzt durch aussickernde Abwässer gefährdet. Tomescu wies außerdem darauf hin, dass bei vielen der insgesamt 109 Staubecken im Land, die giftige Abwässer enthalten, jederzeit Unfälle passieren könnten.

Das Staubecken Valea Sesei aus der Region Rosia Poieni, rund 60 Kilometer südlich der Metropole Klausenburg (Cluj) entfernt, gehört der staatlichen Bergbaufirma MinInvest Deva und ist 100 Hektar groß. Hier lagern Rückstände aus dem Kupferbergbau. Sie enthalten eine hohe Schwermetallkonzentratiion und haben einen ph-Wert von 2,0 bis 2,5. Rumänischen Behörden ist seit 1994 bekannt, dass die Staumauern und die Betonleitungen zu dem Becken durch die sauren Abwässer zerfressen sind. In den letzten Jahren gelangten Abwässer immer wieder in den Fluss Aries. Der Aries mündet in den Fluss Mures, dieser in Südungarn in die Theiß, die seit Ende Januar bereits dreimal durch zyanid- und schwermetallhaltige Abwässer aus Rumänien verseucht worden ist (siehe Kasten).

Der Umweltminister gab bekannt, dass bei den meisten der insgesamt 109 Staubecken in Rumänien, die giftige Abwässer enthalten, schwere Sicherheitsmängel bestehen. In 51 Fällen bestehe die Gefahr eines Überlaufens oder eines Dammbruchs, in 18 Becken sei die zulässige Maximalkapazität bereits überschritten. 38 Becken besitzen keine Kontrollapparaturen und 37 keine Sicherheitszone, drei Becken arbeiten überhaupt ohne Betriebsgenehmigung.

Tomescu stellte der rumänischen Öffentlichkeit am Mitttwoch auch den Bericht einer Expertengruppe der Vereinten Nationen zum Zyanid- und Schwermetallunfall in Baia Mare vor, der letzte Woche beim UN-Umweltprogramm (Unep) in Genf vorgelegt worden war. Laut Bericht sind bei dem Unfall zwischen 50 und 100 Tonnen Zyanide ausgeflossen. Die Schwermetallbelastung in der Region sei sehr hoch, die Region deshalb als toxisch einzustufen, so der Bericht. Verantwortlich füer den Unfall seien laut Unep Konstruktionsfehler der Staubecken, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und schlechtes Wetter gewesen.

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