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„Arbeiten, um zu leben“

1. Mai: McDonald’s kaputt, Blumen gepflanzt, Bomben gelegt. Von London bis zum Bosporus versammeln sich hunderttausende zu Messen und Aktionen

BERLIN dpa/taz ■ Viele hunderttausend Menschen haben gestern in ganz Europa an Kundgebungen zum 1. Mai teilgenommen. In Rom sprach sich Papst Johannes Paul II. für die Rechte der Arbeiter in der ganzen Welt aus. Zugleich warnte er vor den Risiken der Globalisierung und forderte vor 200.000 Gläubigen einen „Schuldenerlass für die armen Länder“.

In London demonstriertenmehrere tausend Menschen am „Global Action Day“ gegen den globalen Kapitalismus. Ein „Guerilla-Gartentag“ sollte das Zentrum der britischen Hauptstadt noch grüner machen. An zahlreichen Plätzen wurden unter dem Motto „Lasst London sprießen“ Pflanzen und Blumen eingesetzt. Im Regierungsviertel wurde eine Filiale der Fast-Food-Kette McDonald’s komplett zerlegt.

In Zürich haben rund 100 mit Pflastersteinen und Schlagwerkzeug bewaffnete Jugendliche nach der offiziellen Mai-Kundgebung randaliert. Die Polizei errichtete eine Straßensperre und setzte Tränengas ein.

Die spanischen Gewerkschaften riefen unter dem Motto „Arbeiten, um zu leben“ zum Kampf gegen die hohe Zahl von Arbeitsunfällen auf. In Spanien komme im Durchschnitt alle fünfeinhalb Stunden ein Arbeiter bei einem Unfall ums Leben, sagte der Chef der Gewerkschaft UGT auf der zentralen Mai-Kundgebung in Madrid. Die Rate tödlicher Arbeitsunfälle sei so hoch wie in einem Dritte-Welt-Land.

In Wien haben bei der 1.-Mai-Kundgebung der Sozialdemokraten rund 100.000 Menschen gegen die Mitte-rechts-Regierung von FPÖ und ÖVP demonstriert – mehr als doppelt so viele, wie die SPÖ in den vergangenen Jahren zum 1. Mai mobilisieren konnte.

In Moskau zogen Kommunisten und unabhängige Gewerkschaften in zwei getrennten Demos durch die Innenstadt. Rund 25.000 Menschen beteiligten sich am Zug der Gewerkschaften, die von der Regierung eine Anhebung der Mindestlöhne und -renten forderten.

Auch die serbische Opposition nutzte den Maifeiertag für Kundgebungen gegen das Milošević-Regime. Mehr als 10.000 Menschen versammelten sich in Kragujevac zur Kundgebung der Studentenbewegung „Otpor“ (Widerstand), meldete der Belgrader Sender B 2-92.

Bombenexplosionen waren in der Nacht zum 1. Mai in Istanbul der Auftakt zum traditionell bewegten Aktionstag. Es entstand Sachschaden an Bank- und Behördengebäuden, verletzt wurde niemand. Die Demonstrationen im Anschluss daran tagsüber verliefen bis taz-Redaktionsschluss friedlich.

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