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100 symbolische Ja-Worte

Wenn sich übermorgen um 12.30 Uhr Heiko Schmidt und Fabio Di Marcello im Bezirksamt Altona das Ja-Wort geben, dann ist die hundertste „Hamburger Ehe“ geschlossen. Seit gut einem Jahr können sich in Hamburg gleichgeschlechtliche Paare in ein Partnerschaftsbuch eintragen. Was für die Eheleute fast eine richtige Hochzeit darstellt, ist für den Staat nicht mehr als ein symbolischer Akt: Aus dem Hamburger Modell ergeben sich keinerlei Rechte oder Pflichten für die EhepartnerInnen.

Für Krista Sager, Senatorin für Gleichstellung der Stadt Hamburg, unterstreicht die hundertste Hamburger Eheschließung den Erfolg der Gesetzgebung. „Die Hamburg-Ehe hat viel dazu beigetragen, dass die Akzeptanz für gleichgeschlechtliche Lebensweisen in ganz Deutschland gestiegen ist“, sagte Sager. Derzeit wird an einem bundesweiten Gesetzentwurf gearbeitet, der die rechtliche Stellung der Paare regeln soll.

Seit der ersten Hamburger Ehe vom 6. Mai 1999 haben sich 71 schwule und 29 lesbische Paare in den Hamburger Standesämtern trauen lassen. In Norwegen, wo den gleichgeschlechtlichen Paaren bis auf das Kindschaftsrecht alle Rechte und Pflichten einer Ehe eingeräumt werden, waren es zum Vergleich im Jahre 1998 115 Paare, die sich trauen ließen. „Da steht Hamburg nicht so schlecht da“, sagt Karin Flothmann, Sprecherin der Gleichstellungsbehörde.

Rolf Paschen, Standesbeamter im Bezirksamt Eimsbüttel, hat sich an gleichgeschlechtliche Paare gewöhnt. Knapp 40 haben sich seit Mai 1999 hier getraut. Außer dem Presserummel bei der ersten „Hamburger Ehe“ waren die Eintragungen für ihn nichts Besonderes.

Für Klaus Jetz, Sprecher des deutschen Lesben- und Schwulenverbandes, zeigt die „Hamburger Ehe“, dass ein Bedarf an gleichgeschlechtlichen Eheschließungen vorhanden ist. Der Hamburger Senat habe mit einem „guten Beispiel“ einen „klaren Appell an die Bundesregierung“ gerichtet.

Christian Sonntag

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