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berliner szenenKunst im Friedrichshain

BÖSE WELT

Alle Welt schaut auf die Mitte der Stadt, und wer in Pankow oder Buch ausstellt, hat das Nachsehen. Das ist ungerecht. Also sprach der Redakteur: „Was macht die Kunst in Friedrichshain?“

Neben der ehrwürdigen Fotogalerie am Helsingforser Platz fiel mir nicht viel ein. Da spielte mir ein artinfo zwei Adressen zu: „Der Rote Laden“ im Weidenweg und der „Garten der Künste“ auf Alt-Stralau. Im „Roten Laden“ sollte Georg Mohr ausstellen, nicht zu verwechseln mit Arno Mohr, einem alten Zeichner der DDR, oder Max Mohr, der lustige Skulpturen aus weichen Teilen macht. Im Weidenweg blühte der Flieder, und vor lauter Grün habe ich sehr spät gemerkt, dass ich geradewegs zur „PDS in Friedrichshain“ marschierte (Der Rote Laden, sic!).

Die Gattin des Künstlers sah mich vor der Tür stehen, bat mich herein, und längs der Wände saßen grau melierte und frisch frisierte Damen und Herren in angeregtem Gespräch. Der Duft der Hackepeterbrötchen stach mir in die Nase und lenkte von Mohrs Landschaftsaquarellen über den Kauenden ab. Ja, auf Hiddensee, da wäre man jetzt gern.

Die Friedrichshainer sind sehr höflich. Kaum packte ich am U-Bahnhof Weberwiese den Stadtplan aus, half mir ein junger Mann schon weiter: Nach Alt-Stralau komme man ohne Umsteigen mit dem 147er Bus. Der Bezirk wirkte wie frisch geputzt: die Fassaden renoviert, alte Fabriken aufgestylt, neue Wohnhäuser am Wasser gebaut. Nur vom „Garten der Künste“ war allein das geschlossene Gartentor zu sehen (geöffnet nur Sa./So. ab 13 Uhr). Das Plakat zur Ausstellung „Störfaktor Natur“ von Michael Stalherm zeigt einen Vogel, der keine Rente und kein Krankengeld beziehen kann. Böse, böse Welt.

Auf der Rückfahrt von Stralau glaubte ich vom Oberdeck des Busses 147 aus im Friedrichshain doch noch Kunst zu entdecken. Am Rande des renovierten Areals Oberbaum-City stehen steinerne Stelen, die sehr nach dem bekannten Bildhauer Ulrich Rückriem aussehen. Leider falsch geraten. Die Nachfrage ergab, es handele sich bloß um Steine, nicht um Kunst. kbm

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