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Glück ist immer auch Geschick

Buchtipp: „Sturmgeschichten“. Windenergie ist umweltfreundlich und schafft Arbeitsplätze

Bei „Wind“ und „Mühle“ denkt – wer nicht gerade Zlatko heißt – zuerst an Don Quijote. Und tatsächlich kommt auch der – Quijote – hier vor, aber nur ganz am Rande. Ein Buch von Wissenschaftlern, Glücksrittern, Politikern, Bauern, Dichtern und Unternehmen nebst ihren Unternehmungen versprechen die Autoren des Buches „Sturmgeschichten“, Wolfgang Bauer (Text) und Andreas Lobe (Fotos), in ihrem Vorwort. Und sie haben nicht gelogen.

Es ist eine Sammlung von Reportagen und Interviews der vergangenen drei Jahre. So erfährt man beispielsweise, wie die erste Windkraftanlage nach Baden-Württemberg kam – Ideengeber und Anstoß übrigens, dieses Buch zu machen –, von der Begeisterung des damaligen Pioniers, aber auch von seiner Blauäugigkeit, mit der er das Projekt begann, und den daraus folgenden Problemen. Eine hübsche Geschichte, der weitere folgen. Zum Beispiel die über die Aufstellung einer Windkraftanlage. Der Leser ist hautnah dabei, als bei einem Kran ein Holzpolster bricht und das erste Turmsegment – kaum zwei Meter angehoben – zurück in den winterlichen Schlamm kracht.

Auch etwas Historie findet man zwischen den Geschichten. So haben sich schon lange vor Leonardo da Vinci Tüftler und Experten über die bewegte Luft und ihre Nutzung die Köpfe zerbrochen. Und zur Mitte des 19. Jahrhunderts sollen in Deutschland sogar mehr als 20.000, in Europa gar 200.000 Windmühlen gestanden haben: „Der Wind hat der Wirtschaft in vielen Ländern zu einem steilen Höhenflug verholfen“, so der Autor. Gleichwohl galt wenig später „die Silhouette von Windmühlen als Symbol für Rückständigkeit, für die verträumte, friedliche Welt der Alten“. Denn der Dampf hielt Einzug in die Fabriken. Ein bisschen Technik darf ebenfalls nicht fehlen, so in dem Bericht zu Forschungen im Windkanal der Stuttgarter Universität, denn den friedlichen Alten folgten stürmische Junge mit neuen Ideen, wie beispielsweise der Gründer der Windkraftanlagen-Schmiede Micon, dessen Erfolgsstory – so will es die Legende – in einem Schweinestall begonnen haben soll. Glück ist eben immer auch ein bisschen Geschick, und Unternehmer sind nicht nur Techniker, sondern auch Geschichtenerzähler – wenn man sich nur die Zeit nimmt, ihnen zuzuhören.

Fazit: Ein schönes Buch mit vielen schönen Geschichten. Man muss nicht immer nur Wind im Kopf haben, um dieser ansprechenden Sammlung von 15 Reportagen nebst Fotos etwas abzugewinnen. Was die Autoren sahen, hörten und widergeben, ist spannend. alo

Wolfgang Bauer, Andreas Lobe: „Sturmgeschichten. Ein Lese- und Bilderbuch zur Windenergie“. Verlag Schwäbisches Tagblatt, 100 Seiten, Format A4 quer, ISBN 3-928011-36-7.

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