: Innerlich wachsen
■ Beratungsstelle gibt psychologische Hilfestellung bei Wachstumsstörungen
Susanne von Daniels ist Diplom-Psychologin. Pädagogische Psychologin, wie sie betont. Aber das ist nicht die einzige Schlüsselqualifikation für ihren neuen Job: In der neuen „Beratungsstelle Wachsen“ berät sie kleinwüchsige Menschen aus der ganzen Republik. Da ist es mehr als ein günstiger Zufall, dass von Daniels selbst kleinwüchsig ist. Sie kennt die meisten Sorgen, Ängste und Probleme ihrer KlientInnen aus eigener Erfahrung – auch wenn sie sich nicht mehr an alle genau erinnert. Damit ist sie prädestiniert, genau das zu leisten, was dem „Bundesverband Kleinwüchsiger Menschen und ihrer Familien“ bisher noch in seiner Beratungspalette gefehlt hat: Psychologische Beratung, die über technische und medizinische Tipps hinausgeht.
Natürlich vermittelt von Daniels auch Kontakte zu Landesverbänden, kompetenten Ärzten oder einfach Einzelpersonen, die sie aus ihrer Arbeit in der Behindertenpädagogik kennt. Und sie berät über Fragen der medizinischen Behandlung von Wachstumsstörungen oder über die richtige Schulform für ein kleinwüchsiges Kind im Spannungsfeld zwischen schützen und überbeschützen.
Aber zunächst will die Psychologin einmal Mut machen: Kleinwüchsige sollen lernen, sich selbst zu akzeptieren. „Zum Wachsen kann ich den Leuten natürlich nicht verhelfen – jedenfalls nicht in Zentimetern. Aber vielleicht zum inneren Wachstum“, sagt sie. Anrufe von besorgten Eltern entpuppen sich häufig als Fehlalarm. Wenn es sich tatsächlich um ein kleinwüchsiges Kind handelt, versucht sie den Blick für die Fähigkeiten des Kindes zu öffnen, statt immer nur die Defizite zu sehen. Aber auch Trauer über die Behinderung hat in der Beratung ihren Platz. In den über 100 Beratungen seit Anfang Februar wandten sich auch schon Schulen, Kindergärten und Ärzte ratsuchend an von Daniels.
Die meisten KlientInnen rufen an, aber demnächst steht von Daniels' neues Büro auch für BesucherInnen offen. In seltenen Ausnahmefällen macht sie im Raum Bremen sogar Hausbesuche. Auch Seminare für Kleinwüchsige und medizinisches Personal werden künftig Teil des Beratungsprogramms sein. Die Beratungsstelle wird für vier Jahre von der „Aktion Mensch“ kofinanziert, danach muss sie sich ganz durch Spenden und Sponsoren tragen. not
Kontakt: Tel.: 50 21 22
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen