: Geste und Mahnung
■ Scharping benennt Rendsburger Kaserne nach Holocaust-Märtyrer Anton Schmid
Die „Rüdel-Kaserne“ der Bundeswehrkaserne in Rendsburg ist gestern in „Feldwebel-Schmid-Kaserne“ umbenannt worden. Wehrmachtsgeneral Günther Rüdel, nach dem die Kaserne 1964 benannt worden war, war ehrenamtlicher Richter des nationalsozialistischen Volksgerichtshofes. Das war erst Mitte März bekannt geworden. Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) regte daraufhin die Umbennung an.
Der 1900 in Wien geborene Anton Schmid wurde als Feldwebel der Wehrmacht im Januar 1942 verhaftet und am 13. April in Wilna (Litauen) hingerichtet. Er hatte Ende 1941 jüdische Bewohner des Wilnaer Gettos mit Lebensmitteln versorgt und in Zusammenarbeit mit der jüdischen Widerstandsbewegung deren Flucht organisiert. Schmid gehört zu den Gerechten, die von der israelischen Gedenk- und Forschungsstätte „Yad Vashem“ 1967 als Märtyrer und Helden des Holocausts geehrt wurden.
Der Historiker Prof. Fritz Stern, Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, würdigte in seiner Laudatio die Umbenennung als „Zeichen des Geistes einer demokratischen Ordnung“. Sie sei eine Anerkennung des Mutes zum Widerstand und ein Signal des Mutes zur Neugestaltung der Zukunft.
Scharping sagte, die Bundeswehr könne „sehr wohl auswählen, in welche Tradition wir uns stellen“. Der Minister zitierte Simon Wiesenthal, der die Benennung der Kaserne als „eine Geste und ein sichtbares Zeichen der Versöhnung und Mahnung gegen das Vergessen“ bezeichnet hatte. dpa
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