: Nur einen Film am Leib
„Wir sind schon Idealisten, wir würden nicht alles machen“: Die Berliner Produktionsfirma „moneypenny“ möchte genauso groß, berühmt und erfolgreich werden wie James Bond
von JENNI ZYLKA
Zuerst fällt der Name auf. „moneypenny“, das klingt nach Stil, Styling und einer erfolgreichen Filmgeschichte. Dazu das Bild: Auf der Visitenkarte der „moneypenny“-Filmproduktion aalt sich eine nackte 60er-Jahre-Beauté auf einem Satinbett in verhedderten Filmrollen und scheint zu gurren: „Komm rein, James, ich trage nur einen Film am Leib!“ Drei Filme hat die Berliner Produktionsfirma, bestehend aus Anne Leppin, Sigrid Hoerner und Martin Walz, seit ihrer Gründung 1998 produziert, einen Kurzfilm und zwei Langspielfilme. Und damit steht sie gar nicht mal schlecht da.
Der moneypenny-Erstling „Fremde Freundin“, mit Inga Busch und Karoline Eichhorn, nach einem Drehbuch von Anne Høeg Krohn, die auch Regie führte bei ihrem DFFB-Abschlussfilm, hat sich zu einem kleinen Festivalrenner gemausert. Das erzählt Anne Leppin stolz, denn sie und ihre KollegInnen wissen, wie gegenwindig die Branche sein kann. Zirka 200 Film- und Fernsehproduktionen sind beim Berliner Filmboard gemeldet. Zwar sind momentan nur etwa 80 davon aktiv, aber das reicht für genug Mitbewerber und damit genug Konkurrenz für die wenigen Förderungsgelder und die wenigen guten Fernsehfilm-Sendeplätze.
Anne Leppin, Sigrid Hoerner und Martin Walz sind schon lange im Geschäft, so lange man das jedenfalls mit Anfang 30 sein kann: Leppin und Hoerner haben außer dementsprechenden Ausbildungen (Anne Leppin ist gelernte Cutterin, Sigrid Hoerner Ex-Filmwissenschafts-Studentin) alle Jobs rund ums Filmgeschäft ausprobiert, über Jahre als Fahrerinnen und in der Produktionsleitung haben sie Lust auf Selbstständigkeit bekommen. Martin Walz ist Gelegenheitsschauspieler, er kümmert sich bei moneypenny um die Drehbücher. „Mit den Autoren muss man vorsichtig umgehen und diplomatisch sein“, weiß Hoerner. Bis zu einer endgültigen Fassung kann es ewig dauern. Und dann die umfassende produktionstechnische Betreuung: „Wir haben monatelang Kurse bei der IHK belegt, um die Geschichte mit den Rechten, den Steuern, eben den ganzen Papierkram zu lernen“, erzählt Leppin.
„Dann hat man zwar so eine Art Basiswissen, aber wenn man dann anfängt, merkt man, wie wenig man weiß“, lacht Hoerner. „Es gibt Vor- und Nachteile dabei, in Berlin Filme zu produzieren. Einerseits ist es überhaupt kein Problem, Stabmitglieder zu finden, andererseits haben die Filmboards sehr wenig Geld.“ Aber moneypenny hat es mit Bravour gemeistert.
Der jüngste Film der Produktionsfirma hat den Arbeitstitel „Freunde“. Er ist nach einem Drehbuch von Sönke Lars Neuwöhner und Martin Eigler entstanden. Eigler führte auch Regie, das erste Mal bei einem Langspielfilm. Der Regisseur kannte seine HauptdarstellerInnen von früheren Projekten: Benno Führmann, Christiane Paul und Erdal Yildiz. In „Freunde“ kann sich eine Frau nicht zwischen zwei Männern entscheiden, und zwei Männer wissen nicht, ob sie ihre Freundschaft über ihre persönlichen Interessen stellen sollen – die früher unzertrennliche Kreuzberger Dreierclique Nils (Führmann), Caro (Paul) und Tayfun (Yildiz) ist auseinander gebrochen, Nils ist Polizist, Tayfun Besitzer eines Cafés im zwielichtigen Milieu geworden, dazwischen die Frau.
„Es ist ein dunkler Film geworden“, sagt Hoerner, „sehr stimmungsvoll, sehr berlintypisch.“ Er wird in München beim Hypo-Preis-Wettbewerb für Nachwuchsregisseure laufen und soll auch ins Fernsehen – „Das kleine ZDF-Fernsehspiel“ war wie schon bei „Fremde Freundin“ Koproduzent. Ob so ein kleiner, dunkler Kreuzberger Film seine Fans findet? „Wir sind schon Idealisten, wir würden nicht alles machen. Serien oder irgend so einen Film fürs Privatfernsehen zu produzieren kann ich mir zum Beispiel gar nicht vorstellen, aber man weiß ja nie“, überlegt Hoerner.
Momentan liegen acht Projekte in dem sonnigen Gartenhaus in Mitte, in dem die Firma auf zwei Etagen residiert, Tee kocht und Telefonate führt, seit neuestem mit der ersten Angestellten. Acht Projekte in unterschiedlichen Entwicklungsstufen, von der Idee-Formulierung über Exposés bis hin zu verschiedenen Fassungen des Drehbuchs. Einen Stoff sowohl inhaltlich als auch finanziell und rechtlich zu betreuen, wie es eine Filmproduktion tun muss, bedeutet eine Menge Verantwortung.
„Sobald die Budgets höher werden, muss man auch kommerzieller werden – das ist ein schmaler Grat“, sagen Hoerner und Leppin. Und wenn ein Projekt direkt in die Binsen geht, steht man da. Aber so leicht geht die unverwüstliche Miss Moneypenny nicht in die Binsen, das weiß man ja, sie ist immerhin schon genauso lange dabei wie Bond selbst.
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