ein jahr kosovo-krieg: Der Tag: Sonntag, 9. Mai 1999
FOLGEN EINES „TRAGISCHEN FEHLERS“
Die Nato-Bomben auf die chinesische Botschaft in Belgrad haben Wirkungen, die weit über die jugoslawische Hauptstadt hinausreichen. Der „tragische Fehler“ (der damalige Nato-Generalsekretär Javier Solana) veranlasst Demonstranten im südchinesischen Guangzhou zur Stürmung des deutschen Konsulats. Die Botschaften fast aller Nato-Staaten in China werden belagert. Die US-amerikanische Vertretung in Peking ist umstellt von einer wütenden Menschenmenge. Botschafter James Sasser sagt, er und seine Mitarbeiter seien zweifellos Geiseln. In den Büroräumen hinter eingeschlagenen Fenstern teilten US-Soldaten ihre Notrationen mit dem Botschaftspersonal. Die chinesische Regierung sagt, die Proteste seien spontane und legitime „Unmutsäußerungen des Volkes“. Die diplomatischen Kontakte verschlechtern sich rapide. Gerhard Schröder, der auf seiner für 11. Mai geplanten China-Reise die Pekinger Staatsführung zu einer gemeinsamen Kosovo-Resolution im UN-Sicherheitsrat überreden wollte, muss umdisponieren. Entschuldigen heißt jetzt das Programm. Im makedonischen Skopje demonstrieren 5.000 Menschen gegen die Nato. Einige tragen Schilder mit Aufschriften. „Nato Nazi Mörder“ steht dort. har
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