Mehr Körper als Mode

Ein Jahrhundert Modefotografie: Das ist vor allem das Ablichten von Frauen. Ausstellung eröffnet morgen  ■ Von Sylvia Massow und Solvita Dudina

„Modefotografie ist weit mehr als das bloße Ablichten von Kleidern“, erklärt Kurator und Kunstprofessor, F.C. Gundlach. Die Ausstellung „Mode – Körper – Mode: Fotografien eines Jahrhunderts“, die morgen im Museum für Kunst und Gewerbe eröffnet wird, zeigt auf über 230 Fotos aus der Zeit von 1900 bis 1999, dass die Entwicklung von Kleidung, Accessoires und Frisuren ebenso einem Wandel unterworfen ist wie Körper- und Schönheitsideale.

Die Ausstellung beginnt mit Bildnisfotografien der „Belle Epoque“. Die Modelle sitzen starr auf dem Stuhl in einem Studio. Haltung, Kleidung und Frisuren wirken heute völlig antiquiert. In den „Roaring Twenties“ waren die Gewänder dagegen üppiger denn je. Filmstars entdeckten die Modefotografie als ein neues Medium für sie.

Ein komplett neues Frauenbild wird auf Bildern der 30er Jahre deutlich. Die jungen Damen sitzen nicht mehr steif im Studio, sondern tummeln sich im Freien, geben sich sportlich mit Golfschlägern oder mobil mit Motorrad. Hut und Handschuh sind die liebsten Accessoires der Dame von Welt. „Das Korsett“ von Horst P. Horst, das Broschüre wie Ausstellungsposter ziert, verkörpert für Gundlach den Ausstellungstitel „Mode – Körper – Mode“.

Den großen Knall habe es in den 60ern gegeben, so Gundlach, der selber als Modefotograf arbeitete. „Wir hatten uns damals gefragt, ob der Rock wohl über das Knie rutschen kann.“ Seit den 60ern kann er es. Farben spielen von da an eine große Rolle und werden von der Popart beeinflusst.

Erst seit Mitte der Achtziger rücken auch Männer in den Fokus der Modefotografen. „Die Neunziger geben sich wieder ganz wild“, so Gundlach. Sie präsentierten Lebenslust pur.

Vor allem bei den Exponaten neueren Datums scheint der geschmäcklerische Kunstaspekt allerdings immer mehr in den Vordergrund zu rücken. Mit Mode hat manch Ausstellungsstück herzlich wenig zu tun – dafür umso mehr mit „Körper“.

Den Grundstock der Sammlung von Modefotografien des Museums für Kunst und Gewerbe stiftete Gundlach anlässlich seines 65. Geburtstags 1991. In der Ausstellung vom 12. Mai bis 28. Januar 2001 sind so bekannte FotografInnen wie Erwin Blumenfeld, Peter Lindbergh, Irving Penn, Imre von Santho und Elsa Simon zu sehen.

„Ausstellung „Mode – Körper – Mode“ im Museum für Kunst und Gewerbe. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Führungen 14tägig jeweils sonntags, 12 Uhr, Beginn: 21. Mai. Eintritt: 10 Mark, ermäßigt 5 Mark.