: Karpfen beißt Hecht
■ Urteil im Barkassenkrieg: Kartenverkauf im Bahnhof Landungsbrücken gestattet
Im sogenannten „Barkassenkrieg“ im Hamburger Hafen hat das Hanseatische Oberlandesgericht (OLG) gestern in zweiter Instanz ein Machtwort gesprochen. Danach darf der Unternehmer Kay-Christian Wiese ab sofort wieder im S-Bahnhof Landungsbrücken Karten für Hafenrundfahrten verkaufen. Das OLG hob damit im Eilverfahren ein Urteil des Landgerichts vom 14. April auf, das der Barkassen-Konkurrent Heinrich Prüsse erwirkt hatte.
Die Konkurrenz im maritimen Tourismusgeschäft ist groß. Allein 51 Barkassen von 17 Betrieben warten täglich an den zehn Landungsbrücken auf Gäste. Hinzu kommen noch ein knappes Dutzend Fahrgastschiffe, die die „Große Hafenrundfahrt“ anbieten.
Käpt'n Prüsse ist mit elf Barkassen und vier Schiffen der Große im Hafen. Seine Barkassen liegen an einem Superplatz, an der Brücke 3, direkt unterhalb des Bahnhofausgangs. Daher verärgert es das Urgestein besonders, wenn Touristen zum Ponton strömen und bereits ein Ticket in der Hand halten, das sie kurz zuvor im Bahnhof erworben haben. „Es wird eine Karte verkauft, bevor der Tourist das gesamte Angebot wahrnehmen kann“, schimpft Prüsse, „weil der Tourist betrogen wird, ist das schlecht für den Tourismus“. Und für Prüsse.
Das sieht Schiffseigner Wiese ganz anders: „Die Leute sind doch nicht dumm“, meint er, „die informieren sich vorher.“ Und Prüsse verkaufe seine Tickets schließlich über den Tourismusverband auch im Hauptbahnhof oder bei Stadtrundfahrten.
Die Auseinandersetzungen hatten voriges Jahr ihren ersten Höhepunkt erlangt. Nachdem die Stadtreederei Hadag sich aus dem Hafenrundfahrtengeschäft verabschiedet hatte, hatte Wiese einen Schalter im S-Bahnhof aufgemacht und mit aggressiven Methoden Kunden geworben. In den damals von Konkurrenten angestrengten Verfahren hatte er sich dann in Vergleichen zur Selbstdisziplin verpflichtet und wollte in seinem Schalter sogar Karten der Konkurrenz verkaufen.
Doch als Prüsse – für Wiese der „Hecht im Karpfenteich“ – ihm in diesem Jahr „das Geschäft gänzlich vermasseln wollte“, zog der Schiffseigner bis vors OLG - mit Erfolg. Und noch ist das Wetter schön.
Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen