piwik no script img

theater und gefängnis

Knastfestival: Mehr als eine kreative Spielgruppe für die Häftlinge

Theater mit Gefangenen ist stets ein Zwischending: soziologisches Experiment oder Polit-Kunst. Besonders ist es, wenn Knasttheater mehr leistet, als nur Resozialisierungsprojekt oder kreative Spielgruppe für die Häftlinge zu sein. Zum Nachdenken über das Verhältnis zwischen drinnen und draußen provoziert Knasttheater indes allemal. Initialzündung für die Knastarbeit von Theaterleuten war 1957 Herbert Blaus Aufführung von Becketts „Warten auf Godot“ vor 1.400 Häftlingen im amerikanischen Gefängnis San Quentin. Der daraufhin vom Häftling Rick Cluchey gegründete, heute legendäre San Quentin Drama Workshop fand viele Nachahmer, die aber selten wirklich von Publikum gesehen werden.

Heute und morgen findet das Berliner Knastfestival noch ab 19 Uhr in sämtlichen Räumen der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz statt. Auf der Hinterbühne spielt ein Ensemble noch inhaftierter Frauen aus Madrid, das Theatro Yeses. Aus Italien kommen TAM, jugendliche Straftäter, die in einem Theaterprojekt „eigene Seelenbilder“ entworfen haben. Escape Artists, eine Gruppe Ex-Lebenslänglicher aus England, laden zu einer selbstzerstörerischen Reise durch die Unterwelt und den Sumpf von Drogen und Kriminalität ein. Andere Ensembles aus Polen, Irland, Schweden und Finnland mussten hinter Gittern bleiben. Gleichwohl werden ihre Regisseure im Grünen Salon Videos der Inszenierungen zeigen. Diskussionen und Lesungen mit Inhaftierten, mit Experten aus Justiz, Politik und Strafrecht versuchen, das Thema Gefängnis von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Heute um 22 Uhr diskutieren Knasttheatermacher aus aller Welt über „Ausbruchsversuche“.

FOTO: THOMAS AURIN

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen