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Zweimal Exilant

Das Deutsche PEN-Zentrum hat einen neuen Präsidenten: DenExil-Iraner Said. Er setzt sich seit Jahren für verfolgte Kollegen ein

Mit Salman Rushdie hat er eine Verabredung in seinem Lieblingscafé in Teheran, nur das Datum steht noch nicht fest. Kein Wunder, schließlich ist der Exiliraner Said in seiner Heimat ebenso Persona non grata wie der Autor der „Satanischen Verse“. Seit gestern ist der 52-jährige Offizierssohn Präsident des deutschen PEN-Zentrums.

Mit Deutschland ist der Lyriker und Schriftsteller Said seit 1965 verbunden. Damals kam er als Student nach München. Wegen seines Engagements gegen die Diktatur des Schahs Resa Pahlevi musste er im Exil bleiben – zum ersten Mal. Nach der Revolution 1979 kehrte er voller Hoffnung nach Teheran zurück. Doch er erlebte eine Enttäuschung. Statt einer Republik entstand ein Terrorregime. Said ging wieder nach München und begann sein zweites Exil.

Seither lebt er in der bayerischen Hauptstadt und schreibt – auf Deutsch, weil das die Sprache ist, von der er sagt, dass er sie „atme“. Neben der Liebe haben Saids Werke – Lyrik, Prosa, Aufsätze und Hörspiele – vor allem ein Thema: das Leben im Exil. So besteht der 1995 veröffentlichte Band „Der lange Arm der Mullahs“ aus Tagebuchnotizen, Auszügen aus iranischen Zeitungen und Protokollen von Telefongesprächen mit Angehörigen und Freunden in der Islamischen Republik.

Said ist ein politisch engagierter Autor, der vielen unbequem wird. So wandte er sich gegen den anbiederischen „kritischen Dialog“ Klaus Kinkels mit den Herrschern in Teheran, verärgerte aber auch die kompromisslose Fraktion der Exil-Iraner, indem er gegen einen Kulturboykott gegen Iran argumentierte.

Beim Einsatz für verfolgte Kollegen macht Said keine politischen Unterrschiede. So konnte der von vielen Exiliranern als konservativer Opportunist gescholtene Abbas Maarufi ebenso auf Saids Hilfe bauen wie der radikale Linke Faradsch Sarkuhi.

Mit dem PEN-Zentrum ist Said seit langem kritisch verbunden. Von Mai 1995 bis Oktober 1996 war er Vizepräsident von dessen westdeutschem Ableger und vor allem Leiter von dessen „Writers in Prison Committee“, einer nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Hilfsorganisation für verfolgte Autoren weltweit. Die Tätigkeit brachte ihm Lob und etliche Preise ein, doch sie endete im Eklat. Weil das PEN-Präsidium auf einer Jahrestagung erklärte, die Aktivitäten des Komitees seien „nicht das Wichtigste bei der PEN-Arbeit“, warf Said die Brocken hin. Die damalige PEN-Chefin Ingrid Bachér habe sich bei Sitzungen „mit anderen Dingen beschäftigt, während ich Bericht erstattete“, beschwerte sich Said. Als neuer PEN-Chef wird er das sicher anders machen. THOMAS DREGER

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