: vorbild roman herzog
War da ein Ruck? War da kein Ruck?
„Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“, forderte Roman Herzog 1997. Die Regierung Kohl zuckte zusammen. „Ruck“, das klang markig.
Deutschland sei innovationsfeindlich, erstarrt, in einer „unglaublichen mentalen Depression“, urteilte Herzog und verordnete den „Aufbruch ins 21. Jahrhundert“. Da ist die Republik angekommen. Herzog ging in den Ruhestand. Und der „Ruck“?
„Es hat zwar keinen Ruck gegeben, aber ein Anstoß war, meine ich, schon zu spüren“, sagte Herzogs Beinahe-Nachfolgerin, Dagmar Schipanski (CDU), der taz. Herzog habe die alten Bundesländer angestachelt, „endlich“ gegen Bildungsdefizite vorzugehen. Reinhard Grunwald, Generalsekretär der Deutschen Forschungsgemeinschaft, beobachtet seither „Änderungssignale“: mehr Unternehmensgründungen, mehr Dienstleistungsdenken, ein internationaleres Bildungswesen. Nur die Risikobereitschaft der Deutschen findet er„immer noch zu niedrig“.
„Der öffentliche Dienst befindet sich im ständigen Ruck“, sagt der Sprecher des Deutschen Beamtenbunds. Deshalb habe der DBB keinen „speziellen Ruck durch Herzogs Rede“ wahrgenommen.
Einen Herzog-Ruck konnte auch Richard Hilmer vom Meinungsforschungsinstitut Infratest nicht messen. Herzog habe aber „das Bewusstsein geschärft, dass vieles in der deutschen Gesellschaft stagniert – obwohl er das vielleicht gar nicht so gewollt hat“. Ein Ruck für Schröder also? Einen Stimmungsumschwung in Deutschland stellte Infratest jedenfalls erst nach dem Regierungswechsel fest. GEIS
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