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Paula, ein Popmärchen

Elke Brauweiler und Berend Intelmann haben sich bei einem Konzert der Pet Shop Boys kennen gelernt. Sie haben sich verliebt, eine CD aufgenommen und sich wieder getrennt. Und plötzlich wird ihr Song „Als es passierte“ ein Hit

von JENNI ZYLKA

Die Gitarre am Anfang des Songs ist ein Ear-Catcher. Ein frischer 80er-Diskopop-Riff, ein Riff, mit dem Hits losgehen. Dann singt ein junges Mädchen „Als es passierte, stand die Sonne schon hoch am Himmel“, mit einer wunderlichen Gesangsmelodie über einer wunderlichen Keyboardlinie, noch ein Ear-Catcher.

„Als es passierte“ ist ein Lokal-Hit, mindestens zwei Berliner Radiostationen haben es in ihre Rotation aufgenommen, und plötzlich will jeder wissen, wer „Paula“ ist. Das junge Mädchen, die Stimme von Paula, ist eine Frau namens Elke, ihr Exfreund heißt Berend, und beide zusammen haben die erste Paula-CD „Himmelfahrt“ aufgenommen, als sie noch ein Paar waren. Jetzt sind sie auseinander, aber erfolgreich. Wie bei No Doubt.

„Der Erfolg kommt anscheinend erst, wenn man sich trennt“, mutmaßt Elke. Sie holt Berend ab, in der Wohnung in Prenzlauer Berg, in der sie beide früher zusammengewohnt und Musik gemacht haben. Jetzt hat der Multi-Instrumentalist Berend einen neuen Mitbewohner, aber das Homestudio ist natürlich noch da – mehrere alte Orgeln und Keyboards, ein Sampler, Effektgeräte, ein kleines Mischpult.

„Unser Konzept ist einfach schlüssig“, sagt Berend später im Café um die Ecke. „Um von der Öffentlichkeit gesehen zu werden, muss man eindeutig sein. Und Paula ist eindeutig Pop.“ „Für mich ist Paula Dance“, sagt Elke. Das klingt wie liebevolles Geplänkel unter Exfreunden, nicht wie Streit. Vor Paula gab es schon viele Bands im Leben der beiden.

Elke Brauweiler hat früher Bratsche gespielt, dann gesungen: „Ich habe alles Mögliche gemacht, Projekte mit Nikolai Tomazs, mit Max Goldt.“ Sie hatte irgendwann ein paar Jahre Gesangunterricht, und jetzt gibt es für sie nur noch Singen. „Ich will positiv denken“, sagt Elke, die wie zur Bestätigung Pink trägt, „ich habe keine Lust, etwas anderes zu machen, und ich kann auch nichts anderes.“ Ganz die Frau, der es einfach „passierte“. Berend Intelmann hat in der Band „Ooof!“ Schlagzeug gespielt, mit Gitarre Soloprojekte versucht, Songs geschrieben und gesungen. „Aber das hat nicht so richtig geklappt. Elke fühlt sich auf der Bühne wohler als ich“, meint er. Und sie hat das nötige Selbstbewusstsein: „Ich steh halt gerne vorne, bin da in meinem Element, ich bin eine Sängerin, die die Leute kriegt.“

„Als es passierte“ hat Berend geschrieben. Der Text klingt wie ein kryptisches Gedicht, eines, das man verschlüsselt in sein Tagebuch schreibt, wenn man verliebt ist und Angst hat, es könne jemand lesen. „Wieder zu Hause aus der dunklen fremden Zukunft“, singt Elke mit ihrer kindlichen Stimme: „An einem leblos leeren, endlos langen Vormittag blieb nur noch Warten auf den Anruf, der das Glück versprach . . .“ –„Ich frage gerne zurück, erzähl du doch mal, was da passierte“, sagt Berend auf die Frage, worum es in dem Song nun eigentlich geht: „Ehrlich gesagt sollte man dabei doch an seinen Liebsten oder seine Liebste denken.“

Auf dem CD-Cover sind Elke und Berend in blendendem Weiß, Berend ohne Brille, in poppigen Klamotten, passend zur poppigen Musik. Eine ganze Menge NDW steckt in der CD, ein bisschen New Wave, dank der Synthie-Beats viel Andreas Dorau, dank Elkes mädchenhaftem Gesang viel(e) Blümchen. Viel von den beiden, die froh sind, dass sie nur zu zweit auf der Bühne stehen, dass sie aufeinander eingespielt sind, sich so gut kennen. „Das gehört dazu! Zu dem schlüssigen Konzept, zwei Synthies, zwei Menschen“, sagt Berend. Eben Pop, nicht Rock. Die Band Air hören beide gerne, und Abba, sie waren immer Pop-Fans, „aktuelle Musik“ nennt Elke das. Sie stammt aus Offenburg und kam mit ihrer Zwillingsschwester 1992 nach Berlin, hatte „vorher in Paris gelebt“, das ging auch einfach so, ist ihr halt passiert. Berend kam 95 aus Hamburg. Kennen und lieben gelernt, behauptet das Band-Info, haben sie sich 1997 bei einem Pet-Shop-Boys-Konzert. Wo sonst, selbst das eine runde Sache. Die Süddeutsche und der Norddeutsche.

Sphärische, hohe Stimmen auf tiefen Beats, manchmal zu funky Rhythmus. Damit liegen sie im Trend, passen zu Inga Humpes charmantem Dudelhit „2-Raum-Wohnung“ und dazu, Pop im Jahr 2000 voll 80er-mäßig auszuleben. Die Sounds sind zwischen Dance und leichtem Popsong angesiedelt, fast schon Kinderlieder, die Texte dagegen sind literarisch und sophisticated: „Paula“, die ihren Namen aus Berends „persönlichem Namensrepertoire“ hat, soll richtig losgehen, ihr kleines Hamburger Label „Marina“ arbeitet mit „Orbit“ zusammen, so ist man quasi independent beim Major. Und wenn Paula doch nicht losgeht, dann hatten sie zumindest schon mal einen Hit.

Paula: „Himmelfahrt“ (Marina/Orbit)

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