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Die vergebliche Suche nach der Metropolenpartei

Nicht nur die Sozialdemokraten: Die Bundesspitzen aller Parteien sind entsetzt über die Provinzialität ihrer Berliner Landesverbände

Die SPD ist in guter Gesellschaft. Seit die Zentralen aller Parteien in die neue Hauptstadt umgezogen sind, packt die Bundespolitiker jeder Couleur oft genug das Grauen: Aus nächster Nähe müssen sie jetzt mit ansehen, was ihre Parteifreunde in der Berliner Landespolitik treiben. Die „Metropolenpartei“, von der alle reden, ist nirgends auszumachen.

Obwohl Eberhard Diepgen im vergangenen Oktober mehr als 40 Prozent der Stimmen einfuhr, ist die CDU mit ihrem Berliner Landesverband nicht wirklich zufrieden. Hatte die heftige Abneigung Helmut Kohls gegenüber dem Regierenden Bürgermeister noch überwiegend persönliche Gründe, ist in der Ära der neuen Offenheit das Verhältnis zum undurchsichtigen „System Diepgen“ in strukturelle Abstoßung umgeschlagen.

Für einen Posten als gewähltes Mitglied im CDU-Präsidium trat Diepgen, der seine Wahlchancen realistisch einschätzte, gar nicht erst an. Der Abgeordnete Uwe Lehmann-Brauns, der als einziger Berliner für einen der 26 Beisitzerposten kandidierte, fiel mit dem schlechtesten aller Ergebnisse durch.

Auch bei der anderen Berliner Volkspartei, der PDS, herrscht trotz guter Wahlergebnisse in der Hauptstadt keineswegs holde Eintracht zwischen Landes- und Bundespartei, die gemeinsam am Rosa-Luxemburg-Platz residieren. Die reformbereite Führungsschicht in Berlin gilt als besonders dünn und durchsetzungsschwach. Unter den Mitgliedern dominieren in der einstigen Hauptstadt der DDR die Altkader. Und zur neuen Bundesvorsitzenden wählten die Sozialisten statt der Berliner Landeschefin Petra Pau lieber die Thüringerin Gabriele Zimmer.

Ganz trist sieht es bei der FDP aus. Jahrelang machte der Landesverband durch heftige Flügelkämpfe zwischen National-, Wirtschafts- und Sozialliberalen von sich reden. Heute hat sich die Lage beruhigt: Nach einem Wahlergebnis von 2,2 Prozent redet über die Partei niemand mehr.

Von hauptstädtischer Aufbruchstimmung ist auch bei den Grünen, von neun Jahren großer Koalition zermürbt, nichts zu spüren. Im Gegenteil: Verlässt nach Michaele Schreyer auch noch Renate Künast die Landespolitik, bleibt in Berlin kaum noch präsentables Personal. Bei den Grünen aber darf die Parteizentrale vor den Toren der Charité nicht allzu laut schimpfen: Schließlich liegt derzeit die Gesamtpartei auf der Intensivstation, und am personellen Ausbluten des Landesverbands ist die Bundespartei nicht ganz unschuldig. RALPH BOLLMANN

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