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Das Universum kommt nach Bremen

■ Neue Serie: Bremer Expo-Projekte / Teil 1: Das „Universum Science Center“: Ein bisschen Wissenschaft, ein bisschen Heidepark Soltau

uf einen Spitznamen für das auffallende neue Gebäude an der Universitätsallee haben sich die Bremer noch nicht geeinigt: „Muschel“ wäre gut, „Auster“ auch nicht schlecht, „Walfisch“ ist im Kommen, „Gürteltier“ auch nicht schlecht. Klar ist schon jetzt: Unter den neun angemeldeten Expo-Projekten ist das „Universum Science Center“ eindeutig das architektonisch auffälligste. Klar ist auch: Eröffnet wird das Universum nicht mehr rechtzeitig zum Expo-Beginn. Der Termin für den Start des High-Tech-Museums ist auf den 9. September gelegt worden.

Rund 300.000 Besucher, so die optimistischen Prognosen, sollen ab September pro Jahr das Univer-sum Science Center besuchen. Geboten werden technologische High-Lights zum Anfassen, die ganze Familien anlocken sollen. Auf vier Stockwerken stehen enggedrängt 200 interaktive Exponate, Simulationsmodelle oder Videoinstallationen – aufgeteilt in drei „Expeditionen“ Erde, Mensch und Kosmos. Das Ziel: Wissenschaft zum Anfassen.

In der Ausstellung „Erde“ etwa ist eine Reise in die Atmosphäre ebenso möglich wie die Tiefseefahrt zum Meeresgrund in einer Tauchkapsel oder das Eigenexperiment in der rüttelnden „Erdbebenkammer“, der frostigen „Klimakammer“ oder der brütendheißen „Wüstenkammer“. Die Expedition „Mensch“ betritt der Besucher durch eine begehbare Gebärmutter. Und in der Expedition „Kosmos“ soll eine Zeitreise zum Urknall auf dem Programm stehen. Außerdem soll das Sciene Center Live-Schaltungen zu weltweiten Expeditionen bieten und als Veranstaltungsort genutzt werden.

Damit das Universum nicht nur Disney-World sondern auch ernstzu nehmende „Tür in die Universität Bremen“ wird, haben rund 30 Bremer Wissenschaftler bei der Auswahl der Exponate geholfen. Weil die Zeit drängte, mussten rund 80 Prozent der Ausstellungsstücke gekauft werden – bei inzwischen 1.000 Science Centern weltweit ist ein Markt für erlebbare Wissenschaft entstanden. Langfristig soll der Anteil von selbst entwickelten Gimmicks gesteigert werden.

Die Angst vor Disney World ist nicht ganz unbegründet. Schließlich haben die privaten Betreiber der „Universum Management Gesellschaft mbH“ ein Interesse, aus dem Universum Science Center eine Geldmaschine zu machen. Die Gewähr dafür liegt auch bei einem der Gesellschafter des Univer-sums: Der Geschäftsmann Hans-Jürgen Tiemann ist auch Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Heideparks Soltau. Verdienen am Universum wird auch der bekannte Bremer Bauunternehmer Kurt Zech: Das 68 Millionen-Mark-Projekt wird von ihm gebaut. 30 Millionen Mark davon trägt das Land Bremen.

Eingeschlossen in die 68 Millionen sind zudem das benachbarte „Universum Conference Center“ mit acht Tagungsräumen und einem 500 Quadratmeter großen High-Tech-Festsaal sowie das edle „Atlantic Hotel Universum“ mit 150 Doppelzimmern und vier Suiten. Somit wird der Universum-Komplex zu einer Mischung aus Konferenzzentrum, Hotelbetrieb und Funpark – also tatsächlich ein wenig wie Disney-World. Allerdings etwas kleiner dimensioniert: Weil das Universum Science Center für die vielen Exponate gar knapp bemessen war, wurde extra ein Stockwerk zusätzlich eingezogen. Dennoch bleiben nur magere 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Christoph Dowe

Öffnungstermin: 9. September, Besichtigung des Gebäudes vorher möglich, Öffnungszeiten ab September: täglich 10 bis 19 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr

Eintrittspreise: Erwachsene 16 Mark, Kinder ab 5 Jahre, Studenten, Arbeitslose, Behinderte 10 Mark; Jahreskarte 50 Mark; Familienkarte (zwei Erwachsene und zwei Kinder bis 13 Jahre): 45 Mark; Gruppen ab 20 Personen: 13 Mark Erwachsene, 10 Mark pro Ermäßigte.

Internet: www.universum.bremen.de , aktueller Baustellen-Blick: www.zechbau.de/universum/index.html

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