: Pflügt die Felder um!
In Großbritannien blüht am meisten Gen-Raps. Das Landwirtschaftsministerium behielt Informationen für sich
BERLIN taz ■ Am stärksten sind die Briten vom gentechnisch verunreinigten Raps betroffen: Gleich 600 Landwirte bauten auf knapp 4.800 Hektar das Gewächs an. Und bereits im vergangenen Jahr, das musste die Saatgutfirma Advanta Seeds kleinlaut zugeben, wurden vermutlich sogar 8.900 Hektar mit dem vermischten Raps angebaut. Der Raps wurde also bereits gut verdaut in den Mägen ahnungloser Briten, die etwa Margarine, Eis oder Schokolade verzehrten.
Das erbost nicht nur Umweltverbände, sondern auch Parlamentsabgeordnete. Vor allem, weil das Landwirtschaftsministerium erst jetzt die Öffentlichkeit informierte, obwohl es schon seit Mitte April davon wusste. Da hatte die Saatgutfirma bereits ihren Verkauf gestoppt und das Ministerium informiert – was freilich kaum noch einen Unterschied macht. Schließlich steht der Raps auf den Feldern längst in voller Blüte.
Umweltverbände fordern jetzt ein Umpflügen der Felder. „Diesen Raps im Boden zu lassen dürfe nicht in Frage kommen“, erklärte etwa Adrian Bebb vom Umweltverband Friends of the Earth (FoE), eine Schwesterorganisation des BUND. Er forderte, das Saatgut aufzuspüren, und zwar „sehr schnell“. „Offenbar verliert die Regierung die Kontrolle über die Gentechnik-Industrie.“
Das Landwirtschaftsministerium allerdings betont, es gebe weder eine Gesundheitsgefährdung noch eine Gefährdung der Umwelt. Trotzdem wolle man die Kontrolle des Saatguts verschärfen. Allerdings hat die Regierung nicht vor, gegen die Advanta vorzugehen, da sie das mit etwa einem Prozent genmanipulierten Raps verunreinigte Saatgut unwissentlich ausgeliefert habe.
Mit seiner Informationspolitik hat das Landwirtschaftsministerium der Regierung einen schlechten Dienst erwiesen. Seit vor etwa eineinhalb Jahren die Studien des Wissenschaftlers Arpad Pusztai nahe legten, dass gentechnisch veränderte Pflanzen durchaus gesundheitsschädlich seien könnten, hat sich die öffentliche Meinung in Großbritannien mehr und mehr gegen Genfood gewandt. Die Regierung setzte daraufhin die Genehmigung des kommerziellen Anbaus von Genpflanzen aus bis 2003, um weitere Sicherheitsstudien durchführen zu können. MATTHIAS URBACH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen