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Periodo Especial

Bis 1989 wurde Kubas Wirtschaft nach sowjetischem Beispiel zentral geplant und geleitet. Nach dem Zusammenbruch der Handelsbeziehungen zur früheren Sowjetunion rief Staatschef Fidel Castro die „Periodo Especial“ aus.

Kuba ist bis auf Zucker, Zitrusfrüchte und Bananen in keinem Bereich Selbstversorger. Über die Hälfte der Nahrungsmittel wird importiert. Zwischen 1989 und 1994 musste die kubanische Landwirtschaft Gewinneinbußen von über fünfzig Prozent hinnehmen.

Unter dem Druck dieser Situation leitete Castro 1993 zaghafte Wirtschaftsreformen ein: Besitz und Gebrauch des US-Dollars wurden legalisiert, private Beschäftigung „auf eigene Rechnung“ in begrenztem Umfang zugelassen sowie Anreize für ausländische Investoren geschaffen. Mit dem Steuerreformgesetz von 1994 wurden Umsatz-, Einkommens- und Besitzsteuern eingeführt.

Im Bereich Landwirtschaft wurden als Alternative zu den Staatsbetrieben Genossenschaften gegründet, die aus der Aufteilung der riesigen Staatsfarmen hervorgingen und mit gewisser Autonomie ausgestattet sind. Allerdings erwirtschaftet von den über 3.000 Kooperativen lediglich ein rundes Dutzend Gewinne. Freie Agrarmärkte – ähnlich den 1986 verbotenen freien Bauernmärkten – sind seit 1994 erlaubt. Dort können die Kleinbauern und Genossenschaften einen Teil ihrer Ernte verkaufen und ohne Lebensmittelkarten einkaufen – allerdings zu hohen Preisen.

Der Wegfall von Subventionen, die Einführung von Steuern und starke Preiserhöhungen verteuerten das Leben in Kuba in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre wesentlich. Mit der Legalisierung des Dollars ging eine soziale Aufspaltung einher: in Kubaner, die Zugang zum Dollar haben und solche, die keinen Zugang haben. Über harte Währung verfügen die, die Familienangehörige in den USA haben. Die Überweisungen der Miami-Fraktion sind zum wichtigsten Devisenbringer des Landes geworden.

Hauptanbauprodukt ist seit Jahrzehnten Zuckerrohr. Obwohl der Anbau zwischen 1989 und 1999 um die Hälfte gesunken ist, brachte der Zucker noch 1996 mehr als die Hälfte der Exporteinnahmen. Seit 1997 jedoch haben eine Dürre, ein Wirbelsturm sowie Mangel an Treibstoff, Dünger und Ersatzteilen für die veralteten Maschinen für einen Rückgang der Zuckerproduktion gesorgt.

Neben Zucker werden Nickel, Kobalt, Tabak, Arzneimittel, Frucht- und Gemüsekonserven, Zuckersirup, Zement und Alkoholische Getränke exportiert. Zu den Importgütern zählen Erdöl , Eisenplatten, Viehfutter, Weizenmehl, Baumwolle und Kautschuk. Deutschland exportierte 1998 vornehmlich Maschinen, chemische und elektrotechnische Erzeugnisse im Wert von insgesamt 75 Millionen Dollar nach Kuba. Der Import aus Kuba erreichte 29 Millionen Dollar.

Zum Wirtschaftsmotor ist der Tourismus geworden. 1999 reisten allein aus Deutschland mehr als 200.000 Touristen nach Kuba, zwanzig Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt waren es mehr als anderthalb Millionen Touristen.

Wachsende Bedeutung haben die ausländischen Investitionen in Joint Ventures, wobei in der Regel 51 Prozent der Anteile beim kubanischen Staat bleiben müssen. Auch einige deutsche Unternehmen sind beteiligt – etwa die Höchst-Tochter Messer-Griesheim an einer Flüssiggasfabrik oder der Reiseveranstalter TUI, der kubanische Hotelanlagen managt. Andere Unternehmen wie die Frankfurter Flughafen AG sitzen in den Startlöchern und warten darauf, dass das Wirtschaftsministerium wieder Hermes-Bürgschaften für Investitionen in Kuba übernimmt.

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