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Tanz die Queer-Theory!

■ Frauen-Bewegung als Dienstleistung: In der frauenTANZschule Bremen tanzen sich Lesben und Heten jeden Alters das Tanzschul-Trauma aus dem eigenen Leib

„Männer in meinem Alter mögen einfach nicht tanzen“, beschwerte sich jüngst meine tanzbegeisterte Großmutter, während sie von den Tanzkünsten meines verstorbenen Großvaters schwärmte und sich von meinem Bruder in die Kunst des Salsa einführen ließ. Schade, dass sie nicht in Bremen wohnt. In der „frauenTANZschule Bremen“ könnte sie lässig ohne Kerl aufkreuzen und dennoch ihrer Tanzlust nachgehen.

In dem hellen und freundlichen Tanzsaal im Frauenstadthaus – der sich wohltuend von der Miefigkeit gewöhnlicher Tanzschulen abhebt – schwofen ausnahmslos Frauen mit Frauen übers Parkett. Die Gründe für die prinzipielle Damenwahl sind unterschiedlich. „Lesben sind unser eines Standbein“ sagt Tanzlehrerin Silvia Wetzel. „Aber wir machen explizit keine Lesben-tanzschule, sondern bieten Frauen einen Raum, die nicht von Typen angegraben werden wollen oder wo der Partner keinen Bock hat zu tanzen.“

Manche Frauen kämen alleine, andere mit Freundin oder Partnerin. „Manchmal haben wir auch Mutter und Tochter“, erzählt Wetzels Kollegin, die Tanzpädagogin Christiane Papendorf. Neben Standard und lateinamerikanischem Paartanz können auch Mädchen zwischen zehn und vierzehn Jahren bei ihr Chart Dancing und HipHop lernen. Für Frauen vom Schlag meiner Großmutter gibt es seit kurzem den Kurs „Fifty-Fifty“. Edith Ruthenbeck (67) und Veronika Kramer (56) finden Kurs und Tanzlehrerinnen großartig. „Wir wollen einfach tanzen und keine Beziehungen knüpfen“, sagt Frau Ruthenbeck und bedauert ihre Freundinnen, deren Männer zwar nicht tanzen gehen mögen, dafür aber abends „ihre Brote geschmiert haben wollen“, so dass die Mädels nicht alleine losziehen können.

Beide Frauen sehen nun wirklich nicht aus, als kämen sie gerade aus ihrer Frauengruppe und besäßen eine Möndinnen-Kalenderin oder ein anderes Attribut, das sie in irgendeiner Weise als der Bremer Frauenszene zugehörig auszeichnen würde. Entsprechend ist die „frauenTANZschule“ von Silvia Wetzel und Christiane Papendorf auch kein weiteres Angebot in der „Frauen und ...“-Rubrik, sondern „ein absolutes Dienstleistungsunternehmen. Das sind Kundinnen und keine Mitfrauen“ erklärt Wetzel. Dennoch seien sie auf die Frauenbezüge angewiesen, da sich innerhalb dieser Netzwerke auch ihre Kundinnen rekrutieren würden.

Andererseits sei es auch ein Stück Politik, weil sie etwas für und mit Frauen machen. Und nebenbei befreien sie nicht nur von alten Tanzschul-Traumata, sondern auch von traditionellen Rollenmustern. Schließlich hätten alle die Möglichkeit, sowohl die geführte als auch die führende Position einzunehmen. „Jetzt bin ich diejenige, die führt und jemand folgt mir!“ sei für viele ein revolutionäres Gefühl und ermutige dazu, mehr in Aktion zu treten, sagt Papendorf.

Und Fortgeschrittene können Judith Butlers Aufforderung zur Subversion und Auflösen der Geschlechtergrenzen auf dem Tanzboden umsetzen. Die tanzbare queer-theory heißt „equality“. Dabei spielen die Tänzerinnen mit den Positionen von Führender und Geführter und tauschen während eines Tanzes die Rollen. Im Wiegeschritt zur Gleichberechtigung.

Eiken Bruhn

Am Samstag, den 20. Mai von 12 bis 18 Uhr lädt die frauenTANZschule interessierte Frauen und Mädchen, sowie kleine und große Jungs zu einem Tag der offenen Tür im Frauenstadthaus, Am Hulsberg 11. Weitere Informationen unter 0421-498 50 40.

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