: Rot-Grün ist gefordert
betr.: „Zuflucht für Deserteure“, taz vom 13./14. 5. 00
[...] Bereits vor der Initiative der Bundesregierung haben die Städte Münster, Osnabrück, Bonn und andere beschlossen, Deserteure aus dem Ausland aufzunehmen und für deren Lebensunterhalt zu sorgen. Seit Anfang diesen Jahres wirkt die Initiative „Bremische Freiheit für Deserteure“ auf einen entsprechenden Beschluss in Bremen hin. Diese Beschlüsse können aber, so wichtig sie auch sind, nur einer kleinen Anzahl von Desertueren und Kriegsdienstverweigerern helfen.
Es ist daher unerlässlich, dass Kriegsdienstverweigerung und Desertion endlich in Deutschland als Asylgründe anerkannt werden. Hier ist die rot-grüne Koalition in Berlin dringend gefordert.
JOACHIM FISCHER, Bremen
Bundesregierung und Bundestag müssen sich endlich dazu aufraffen, Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren unabhängig von ihren Heimatländern politisches Asyl zu gewähren. In unserem Arbeitsbereich sind es vorrangig junge Männer türkischer und irakischer Staatsangehörigkeit, vereinzelt auch algerischer, deren Friedenswillen ungeachtet der Sanktionen, die ihnen in ihren Herkunftsländern drohen, mit der Auslieferung an diese deutscherseits beantwortet wird. In dem Wanderkirchenasyl in NRW, in dem seit Januar 1998 über 450 kurdische Flüchtlinge leben müssen, und in anderen Schutzmaßnahmen befinden sich zahlreiche junge Kurden, die bei der Auslieferung an die Türkei Gefahren für Leib und Leben zu erwarten haben. Ähnliches geschieht aber auch Flüchtlingen aus anderen Kriegsgebieten, wie dem Sudan, Afghanistan und, absehbar zunehmend, Russland.
Die Bundesrepublik macht sich lächerlich, wenn ihre Repräsentanten ständig fremden Völkern erklären, sie möchten nun doch bitte netterweise endlich Frieden machen, wenn sie genau diesen Staaten das erforderliche „Kanonenfutter“ per Asylunrecht zur Verfügung stellt. [...] KLAUS D. BUFE, Mitglied des Vorstandes
„Gerechtigkeit und Frieden e. V.“, Oberhausen
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