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Ein wählerischer Kandidat

In Peru finden am Sonntag Stichwahlen für die Präsidentschaft statt. Fujimoris Konkurrent Toledo will nur antreten, wenn sie verschoben werden. Die Organisation Amerikanischer Staaten zieht ihre Beobachter zurück und kritisiert den Ablauf

aus Buenos Aires INGO MALCHER

Seine Berater nennen ihn noch immer „el candidato“ – den Kandidaten. Doch was ist er wirklich? Alejandro Toledo, Spitzenmann der Opposition für die Präsidentschaftswahlen in Peru, macht es seinen Wählern schwer, ihn zu verstehen. Zunächst erklärte er vor einigen Tagen den Rücktritt von seiner Kandidatur. Nicht, dass das überraschend gekommen wäre. Seit dem ersten Wahlgang vor einem Monat hat er damit schon oft gedroht. Doch sein Rücktritt hatte einen Haken: Er will dennoch seinen Wahlkampf fortsetzen. Offiziell bleibt er bei der peruanischen Wahlbehörde (Onpe) registriert und bleibt also „der Kandidat“.

Allerdings doch nicht richtig. Am Montag offenbarte er der Onpe, dass er nicht als Kandidat zur Verfügung steht, wenn am Sonntag wie geplant die Stichwahl stattfindet. Auch beorderte er seine Wahlbeobachter für jenen Tag nach Hause. Die einzigen Parteiaktivisten, die die Wahlen dann überwachen werden, sind die Anhänger des amtierenden Präsidenten und Kandidaten Alberto Fujimori.

Toledos Ziel ist eine Verschiebung des Wahltermins. Er will, dass die Wahlen sauber über die Bühne gehen, ohne eine Wiederholung der Unregelmäßigkeiten bei der ersten Runde. Ebenso will er erreichen, dass der Wahlkampf unter fairen Vorzeichen abläuft, dass also Toledo ebenso viel Fernsehminuten zu Verfügung stehen wie Fujimori.

Vor einem Monat schrappte Fujimori hauchdünn an der absoluten Mehrheit vorbei und brachte es auf 49 Prozent der Stimmen. Toledo kam auf 43 Prozent. Kaum jemand erinnert sich dieser Tage daran, dass Fujimoris Kandidatur illegal war. Die Verfassung sieht für den Präsidenten zwei Amtszeiten vor. Würde Fujimori dieses Mal wieder das Rennen machen, wäre es seine vierte.

Toledos will Fujimori vom Thron stoßen – mit Hilfe der Wahlurnen oder der Straße. Würde er als Kandidat zurücktreten, wäre er aus dem Rennen und hätte kein Druckmittel gegen Fujimori mehr in der Hand. Und der hat derzeit Probleme. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zog am Montag ihre Wahlbeobachter mit Zustimmung des US-Außenministeriums ab. Beide attestieren im Vorfeld des zweiten Wahlgangs schwere Unregelmäßigkeiten. Das kann Toledo nur Recht sein. In einer undiplomatischen Erklärung stellte die OAS fest: Im Vergleich mit dem ersten Wahlgang „haben sich die Bedingungen der Wahl nicht wesentlich verändert.“ Das für die Auszählung bereit stehende Computersystem sei alles andere als stabil und sicher. In der Nacht von Montag auf Dienstag traten die Onpe-Mitglieder zusammen, um darüber zu beraten, ob die Wahlen verschoben werden. Die Entscheidung lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Doch Toledos Strategie der ständigen Drohungen, seine Kandidatur zurückzuziehen, ist nicht ohne Risiken. Und Fujimori zeigt dem „hartnäckigen Indio“ (Toledo über Toledo), was ein geduldiger Asiate ist, und schon laufen Toledos Forderungen ins Leere. „Toledo will Zeit gewinnen, auf Kosten der Stabilität des Landes“, sagte Fujimori. Aber der internationale Druck auf Fujimori nimmt zu. Sollten sich die Hardliner durchsetzen und die Stichwahl abgehalten werden, wird Toledo seine Anhänger dazu aufrufen, zu Hause zu bleiben. Da in Peru Wahlpflicht besteht, ist das nicht kostenlos. Der Tatbestand des Wahlboykotts wird mit zirka 90 Mark abgestraft.

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